"Fremde brauchen Freunde. Wir auch. Plakate gegen Fremdenfeindlichkeit"

Ich gebe es zu: Ich kann solche Ausstellungen nicht ausstehen. Diese Aneinanderreihung von gut gemeinten, teilweise auch gut gemachten Plakaten mit ihren schattenrissigen Stellungnahmen zu Stellungen, die längst bekannt sind, das langweilt. Schöne, griffige Halbwahrheiten, die in freier Wildbahn vielleicht provozieren könnten oder einen Gedanken in Bewegung setzen, die verlieren im Museum schnell jede Energie. Im Übersee-Museum, in der Ausstellung „Fremde brauchen Freunde. Wir auch.“, einer von der Bremer Ausländerbeauftragten Dagmar Lill veranstalteten Ausstellung von etwa 100 aktuellen Plakaten, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit wenden, hängen sie dicht an dicht, eine Galerie des guten Willens, ausgewogen, politically correct allesamt. Sie machen sich gegenseitig die Wirkung streitig und haben zudem noch mit den in Vitrinen aufgereihten Karikaturen zu kämpfen, die wirkungsvoll den Blick und die Aufmerksamkeit einfangen.

Zugegeben, auch aus einer solchen Ausstellung lassen sich Erkenntnisse gewinnen, beispielsweise daß der DGB in seiner Plakatkampagne gegen den Rassismus vor allem an den Eigennutz appelliert, oder daß kirchliche Organisationen auf eher kryptische Bibel-Auslegungen zurückgreifen, während sich andere wiederum an den vernünftigen oder den guten Menschen im Rassisten richten. Schön. Naiv.

So naiv ist Dagmar Lill, die Veranstalterin, nicht. Sie weiß, daß man mit diesen Plakaten den Rassismus nicht bekämpfen kann, sie weiß auch, daß diese Plakatausstellung im Museum vor allem jene erreichen wird, die mit dem Kopf nicken werden und schon vorher recht gehabt haben. Für die hat sie die Ausstellung organisiert.

Man kommt zu der Ausstellung, das kann niemand abstreiten. Die große Unterschreibewand mit der „Bremer Erklärung“ gegen den Rassismus hat sich innerhalb von drei Tagen gefüllt. Auch das beweist die Berechtigung dieser Ausstellung. step