Bau der Olympiahalle ist auf Eis gelegt

■ Verhandlungen mit dem Konsortium stagnieren / Hallenkosten bringen Olympiabilanz in die roten Zahlen

Anfang Juni verkündete Bausenator Wolfgang Nagel (SPD), daß die Verhandlungen über den Bau der Olympiamehrzweckhalle noch vor der parlamentarischen Sommerpause zum Abschluß kommen. Das Datum ist verstrichen, doch der Vertrag mit dem Investorenpool DG-Immobilien Management/SIAB/Pan-Immobilien ist noch immer nicht unterzeichnet.

Mittlerweile rechnet kaum noch jemand damit, daß in absehbarer Zeit mit dem Bau begonnen wird. Im Abgeordnetenhaus stellen sich die Parlamentarier allmählich die Frage, ob mit der Mehrzweckhalle überhaupt noch zu rechnen ist; immerhin wurden bereits 15 Millionen Mark zur Bauvorbereitung ausgegeben, weitere sieben Millionen mußten dieser Tage nachgeschossen werden.

Der Staatssekretär der Bauverwaltung, Frank Bielka, der die Verhandlungen mit dem Investor führt, erklärte am Mittwoch auf entsprechende Anfragen, er „wage keine Prognose zu geben“.

Die Prognose gab statt seiner der haushaltspolitische Sprecher der FDP, Jürgen Biederbick. „Der Investor will nicht mehr vor dem 23. September abschließen.“ Deshalb, so Biederbicks Rat, solle das Abgeordnetenhaus mit weiteren Mittelzusagen gleichfalls diesen Termin abwarten und hernach schauen, „was aus der Olympiahalle wird“.

Biederbick geht davon aus – wie auch eine Reihe anderer Parlamentarier –, daß für den Investor die Halle ohne den Olympia-Zuschlag nicht profitabel genug ist. Deshalb werde sich auf der IOC- Sitzung am 23. September auch das Schicksal dieses Projektes entscheiden.

Ursprünglich hatte der Senat erklärt, daß die Mehrzweckhalle, unabhängig von Olympia, auf jeden Fall gebaut werde. Die Kosten sollten vollständig von dem privaten Konsortium getragen werden. Von dieser Prämisse ging auch das Finanzkonzept der Olympia GmbH aus, das ein betriebswirtschaftliches Plus von 190 Millionen Mark ausweist.

Der Baubeginn war zunächst zum Sommer 1992 angekündigt worden, er wurde jedoch immer wieder verschoben, weil kein profitables Nutzungskonzept gefunden werden konnte. Der Investor wollte außer der Halle einen Bürokomplex von 144.000 Quadratmetern Nutzfläche sowie 36.000 Quadratmetern Wohnraum bauen. Der Senat kam den Interessen des Konsortiums immer weiter entgegen, erst bot er die Vergabe des Geländes in Erbpacht an, dann einen Verkauf unter Verkehrswert, zum Schluß wurde nicht nur vereinbart, daß das Land Berlin dem Bund für das Gelände einen Ausgleich bietet, sondern daß es sich an den Investitionen direkt beteiligt. Die Kosten für die Landeskasse wurden auf 500 Millionen Mark veranschlagt.

In einer korrigierten Finanzstudie, die sie vor vier Wochen vorlegte, trug die Olympia GmbH dieser veränderten Lage Rechnung. In dem von Professor Wolfgang Maennig verfaßten Werk werden für „olympiabedingte Standortkosten“ bei der Mehrzweckhalle 350 Millionen Mark veranschlagt.

Diese Summe würde in der Gesamtrechnung zu einem Minus von 160 Millionen Mark führen. Wahrscheinlich um eine solche negative Schlagzeile zu vermeiden, wird sie in öffentlichen Verlautbarungen ignoriert. Noch am vorigen Dienstag erklärte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen standhaft, daß „ein Plus erwirtschaftet wird“. Dieter Rulff