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: Wird arte Kommerzsender?

Hamburg (taz/dpa/epd) – Der deutsch-französische Kulturkanal arte, der hierzulande aus dem Gebührentopf finanziert wird, macht sich auf die Suche nach weiteren Geldquellen: Mit der Gründung des „arte-Clubs“ will der Sender Sponsoren für sein Programm gewinnen. Mit dieser bisher unter deutschsprachigen TV-Kanälen einzigartigen Aktion will arte eine „längerfristige Zusammenarbeit mit Unternehmen“ anstreben. „Dabei sollte es sich um Firmen handeln, die einen institutionellen Charakter besitzen und sich schon im Kulturbereich engagiert haben“, sagt Sponsoring- Projektleiter Michael Schroeder. Ausgenommen bleiben jedoch politische und religiöse Gruppierungen sowie Unternehmen, die laut Rundfunkstaatsvertrag keine TV-Werbung machen dürfen. Das Sponsoring soll über klassische Formen hinausgehen. Die Rede ist von einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit unter Verwendung spezieller Logos, das Erscheinen der Unternehmen in arte-Veröffentlichungen, die Organisation von (Kultur-) Ereignissen bis zur Produktion von Programmen in diesem Zusammenhang, ferner der Verkauf von Promotion-Artikeln. Laut Schroeder soll die redaktionelle Unabhängigkeit des Senders gewahrt bleiben. Einflußnahme der Unternehmen auf Sendeinhalte schließt die Gründungs-Charta des „arte- Clubs“ aus. Nicht bestätigen will Schroeder Angaben, daß arte jährlich bis zu zwei Millionen Mark mit Sponsoring verdienen will. „Es kann niemals unsere Haupteinnahmequelle werden“, sagt er. Um das Senderimage zu polieren, sollen die arte-Bemühungen auf dem Gebiet der Eigenproduktionen verstärkt werden. Eines der Projekte ist eine „kulturelle Sitcom“: Ab September dreht Jacques Doillon („Der junge Werther“) die zwölfteilige Situationskomödie „Germaine und Benjamin“ über Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, die bei Madame de Stael zu Beginn des 19. Jahrhunderts verkehrten. U.a. sollen darin Maruschka Detmers und Hanna Schygulla mitwirken.