Üben, üben!

Gestern in der Bürgerschaft: Ein Glanztag für alle, die schon immer gemault haben, daß das Parlament so langweilig geworden sei. Blutunterlaufene Augen, erhitzte Gemüter. Da konnte man noch bei der blassesten Gestalt Konturen entdecken. Die sind da, wo der Modder hängenbleibt. Doof nur, daß der meiste Dreck bei Irmgard Gaertner gelandet ist. Was kann sie denn dafür, daß es zwar um ihre Umzugskosten gehen sollte, die dicksten Brocken aber wegen ganz anderer Geschichten geflogen sind?

Ja ja, jetzt kommen wieder die Argumente, mit solchen Debatten nehme die Demokratie Schaden, wo die Politiker doch sowieso beim Volk unten durch sind. Ist oft genug auch von dieser Stelle verkündet worden, stimmt aber nur bedingt. Klar, die Leute wollen, daß die da oben ihre Arbeit ordentlich machen. Aber wer erinnert sich schon an die braven Arbeitsbienchen? Wer war Meister im Parlamentarismus? Herbert Wehner! Sowas braucht die Demokratie auch!

Also, Abgeordnete, lernt schimpfen mit Onkel Herbert! Das gestern war noch auf schwachem Niveau: „Unverschämtheit“ — viel zu tantenhaft. „Sie sehen ungewaschen aus“, das war Wehnerscher Glanz. Vielleicht mal bei Herrn Nölle anzuwenden. Bis dahin heißt es für Euch: Üben, üben! Jochen Grabler