Sechs Zahnärzte für 20.000 Menschen

■ Bremer Hilfsprojekt für Flüchtlinge: Ende September wird die erste Zahnambulanz in Kroatien errichtet / 170.000 Mark gespendet

Ende September rollt die humanitäre Hilfe für die kroatische und bosnische Bevölkerung aus Bremen an. Drei vollständige Behandlungseinheiten für Zahnärzte werden ins kroatische Omis, 25 Kilometer südlich von Split, geschickt. Organisiert wird die Hilfe von der Bremer „Initiative Zahnambulanz“ in Zusammenarbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Seit März arbeitet die kleine Initiative von etwa zehn BremerInnendaran, die unerträgliche Versorgungslage der Bevölkerung und der moslemischen Flüchtlinge in Kroatien zu verbessern.

170.000 Mark habe die Initiative bisher gesammelt, sagt Elsbeth Rütten, eine der Organisatorinnen. Große Hilfe bekam sie dabei vom Ehepaar Hans und Marika Leicht von einer Firma, die Zahnarztpraxen ausstattet. Auf eigene Rechnung kauften die beiden für 20.000 Mark drei gebrauchte Behandlungseinrichtungen und brachten sie in Schuß. Vorige Woche waren sie in Kroatien, um sich über die Lage selbst zu informieren.

„Es ist wirklich nichts da“, sagt Marika Leicht. Schrottreife Apparate, keine Betäubungsmittel, stumpfe Bohrer sahen die Helfer in Kroatien. „Man bekommt eine Gänsehaut, wenn man den Ärzten zusieht.“ Gerade für Kinder sei die Verletzungsgefahr durch schlechte Instrumente groß. Die muslimischen Flüchtlinge lebten unter menschenunwürdigen Zuständen und würden von kroatischen Ärzten oft nicht behandelt. „Viele Kinder haben nur noch schwarze Zahnstummel im Mund, viele haben Paradontose. Es fehlt auch an einer vitaminreichen Ernährung“, sagt Elsbeth Rütten.

Die Zahnambulanz in Omis, die mit drei Zahnarztstühlen und sechs Ärzten etwa 20.000 Menschen im Umkreis versorgt, wird mit Bremer Hilfe neu eingerichtet und funktionsfähig gemacht. Der ASB übernimmt aus öffentlichen Mitteln die Miete und die

Schrottreife Apparate, keine Betäubungsmittel, stumpfe Bohrer für Kinderzähne: „Man bekommt eine Gänsehaut, wenn man den Ärzten bei der Arbeit zusieht.“

Bezahlung der kroatischen Zahnärzte. Außerdem werden vom Spendengeld in Kroatien drei Stromgeneratoren gekauft, die jeweils eine Außenstation im Hinterland mit Strom versorgen. Große Wirkung: mit dem Strom können diese Ambulanzen wieder arbeiten. Mitglieder der Initiative werden die Aufstellung der Geräte an Ort und Stelle überwachen. Eine Mitarbeiterin des ASB in Kroatien soll dann per Kontrolle dafür sorgen, daß in der Zahnklinik neben der kroatischen Bevölkerung auch die bosnisch-muslimischen Flüchtinge behandelt werden.

Neben der Anschaffung der Geräte wollen die Mitglieder der Initiative vor allem die Versorgung für die Zahnarztpraxen sicherstellen. Für den Nachschub an Verbrauchsmaterial wie Amalgam oder Bestecke brauchen sie weiterhin Spenden. Um die Lage der Kinder und Mütter zu erleichtern, lassen die HelferInnen in Bremen Pakete packen, die Nahrung und Pflegemittel für Kinder enthalten; für 60 Mark kommt ein solches Paket mit auf den Lkw nach Kroatien. „Wir brauchen noch viel Geld“, meint Elsbeth Rütten. „Unser Ziel ist es ja auch, mit der Hilfe nach Bosnien zu kommen“, meint Iris Woltmann von der Initiative. „Wenn schon in Kroatien die Lage so desolat ist, wird sie in Bosnien noch wesentlich schlechter sein.“ Bernhard Pötter

Spenden weiterhin unter dem Stichwort „Zahnambulanz“ auf das Konto 1186618 bei der Sparkasse Bremen, BLZ 29050101.