Randale gegen Bildungspolitik

■ 4.500 SchülerInnen demonstrierten für neue LehrerInnen

Bremer SchülerInnen platzte gestern der Kragen. Rund 4.500 Jugendliche demonstrierten vor dem Rathaus gegen die Bremer Bildungspolitik. Dabei flogen unzählige Eier, Tomaten, Pausenbrote und volle Joghurtbecher gen Rathauseingang. Der mußte von etwa 15 Polizisten abgeschirmt werden.

Immer wieder skandierten die SchülerInnen: „Wir wollen rein, wir wollen rein.“Dabei kam es zu massiven Rangeleien zwischen Polizei und DemonstrantInnen. Während die Polizei jetzt auf verbeulten Autos und einer Reinigungsrechnung über 5.000 Mark sitzt, dürften sich einige SchülerInnen die Glieder massieren. Etliche von ihnen wurden grob und teils mit Tritten am Rathaus-Eingang abgefangen.

Nach etwa einer Stunde empfing dann Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) eine Abordnung der GesamtschülerInnenvertretung (GSV) im Rathaus. Die trug dort ihre Forderungen vor: Neue LehrerInnen, keine Erhöhung der Pflichtstunden, neue Lernmittel, sanierte Schulgebäude. Jan Fries vom GSV-Vorstand sagte: „Es ist ungeheuerlich, daß bei solchen Zuständen in den Schulen, der Bildungsetat weiter gekürzt wird.“

Danach wurde die Abordnung im Rathaus von Senatorin Kahrs geradezu abgefertigt. Zehn Minuten hörte sie die VertreterInnen an – auf einer Holzbank im Flur. Dann enteilte Kahrs in die Senatskonferenz. Immerhin – ein Verprechen ließ sie zurück. Bis 1999 werden 180 neue LehrerInnen eingestellt. Sprach's und entschwand.

Entsprechend sauer waren die SchülerInnen: „Die geplanten Neueinstellungen sind ein Luftschloß, denn die Finanzierung ist mehr als merkwürdig. Auch reichen die Gelder des Stadtreparaturfonds nie aus. Kahrs versteckt sich in völligem Realitätsverlust hinter Zahlen.“Die SchülerInnen befürchten, daß die geplanten 180 Neueinstellungen dann auf Kosten anderer Bildungsinstitutionen gehen.

Damit könnten sie richtig liegen. Kahrs muß Kürzungen über 22 Millionen Mark in ihrem Etat hinnehmen. Finanzsenator Ulrich Nölle (CDU) sagte gestern, Neueinstellungen müßten komplett aus dem Bildungshaushalt bezahlt werden. Bereits zuvor hatte er eine Kreditfinanzierung von Kahrs als Schattenhaushalt abgelehnt.

Das mußte auch Kahrs' Sprecherin Eva Huxholdt zugeben. Die 180 neuen LehrerInnen müssen tatsächlich aus dem Bildungsetat bezahlt werden. Dies sei aber durch Umschichtungen und Pensionierungen möglich. Bei den zusätzlichen zwei Pflichtstunden für LehrerInnen bleibt es. Wie diese umgesetzt werden, ist noch ungewiß. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) will darum jetzt an zehn Schulen streiken. Das soll gegebenenfalls im Mai ausgeweitet werden. jeti