"Tarifschraube ist überdreht"

■ Kritik an den für März geplanten Preiserhöhungen für den öffentlichen Personennahverkehr mit dem Verkehrsverbund. BUND ruft dazu auf, "den unsozialen Verbundtarif zu stoppen"

Der Senat soll die Notbremse bei den geplanten neuen Tarifen im Nahverkehr ziehen: Die Verkehrsverwaltung solle die Preiserhöhungen für Busse und Bahnen im Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) nicht genehmigen, hat gestern die verkehrspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion, Jutta Matuschek, gefordert. Bei einer Genehmigung verstoße die Verwaltung gegen die Forderung im Gesetz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), nach der das Angebot „fahrgastfreundlich“ zu gestalten sei. „Das heißt bezahlbar und überschaubar“, meinte Matuschek. Das aber seien die neuen Tarife nicht. „Die Tarifschraube ist längst überdreht.“ Es dürfe keine „Tarifmauer“ zwischen Berlin und dem Umland und keine Benachteiligung von Kunden mit Ermäßigungsberechtigungen und Stammkunden geben.

Das aber sieht das neue Konzept des VBB vor, das gestern bekannt wurde. Der Einzelfahrschein soll in Berlin demnach ab 1. März 1998 wieder von 3,60 Mark auf 3,90 Mark steigen. Die Kurzstrecke soll bei 2,50 Mark bleiben, ein Ticket für die Zonen A/B/C soll von 3,90 auf 4,20 Mark klettern. Auch die Monatskarten sollen teurer werden: für die A/B- Zone statt bisher 93 jetzt 99 Mark, für B/C statt 93 nun 105 Mark; für das Gesamtnetz A/B/C soll der Preis von 104 auf 120 Mark steigen. Abonnementkarten für ein Jahr sollen das Zehnfache der Monatskarte kosten, das Schülerticket soll auf 60 (A/B) bzw. 90 Mark (A/B/C) steigen, das Azubi-Ticket auf 75 bzw. 90 Mark.

Die Sprecherin des VBB, Eveline Kagels, wollte die gestern in der Berliner Zeitung publizierten neuen Preise weder bestätigen noch dementieren. Der VBB-Aufsichtsrat habe einen Beschluß gefaßt und nun werde ein Tarifantrag zusammengestellt, der in den nächsten Tagen den Genehmigungsbehörden zugeleitet werde. In etwa vier bis sechs Wochen sei mit einer Entscheidung zu rechnen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat dazu aufgerufen, den „unsozialen Verbundtarif zu stoppen“. Das Tarifkonzept „verschwendet Millionen für neue Automaten“, erklärte Axel Mauruszat vom BUND. Vor allem Kinder und Familien seien „die großen Verlierer“, weil Kinder statt bisher 33 bis 50 Prozent nur noch eine Ermäßigung von 25 Prozent bekommen sollten. Seit die Bahn die Pläne aufgegeben hat, die BahnCard in das Tarifsystem zu integrieren, müsse das Konzept ohnehin überarbeitet werden. „Dann bitte auch einfacher und sozialer!“ Bernhard Pötter