Ferngesteuerte Bastelarbeit im Weltall

Die Astronauten haben den Hitzeschild der „Discovery“ repariert. Doch wurde ein neuer Schaden am Fenster entdeckt

BERLIN taz ■ Das Warten dauerte Stunden, hat sich aber gelohnt: Wer gestern ab 10 Uhr vor dem Internet hing, konnte in Echtzeit miterleben, wie zwei Astronauten erfolgreich versuchten, den Hitzeschild der Raumfähre „Discovery“ zu reparieren.

Die Operation Hitzekachel ließ den Betrachter auf der Erde aber zunächst kalt. Über die Helmkamera des Astronauten Soichi Noguchi war nur stundenlang zu beobachten, wie seine dick eingepackten Hände eine Werkzeugplattform installierten, mit der sein Kollege Steve Robinson dann später am beschädigten Hitzeschild arbeiten sollte.

Auch Robinson verließ um 10.48 Uhr die „Discovery“: „Wir sehen uns später, ich bin jetzt in der freien Natur“, funkte er den zurückbleibenden Besatzungsmitgliedern durch. Zwischendurch erläuterte eine eingeblendete männliche Stimme aus der Bodenstation in Houston, was die Astronauten als Nächstes vorhatten.

Kurz nach 15 Uhr wurde es endlich spannend, obwohl es auf der 3 mal 4 Zentimeter großen Direktübertragung kaum zu erkennen war: Mit den Füßen hing Robinson an einem 20 Meter langen Roboterarm und bewegte sich zur Unterseite der „Discovery“.

Zu hören war aber seine Stimme, wie die Besatzung im Shuttle ihn zu steuern habe. Als er schon fast mit dem Shuttle zusammenstieß, tönte ein Countdown aus seinem Helm: „Eins, zwei, drei,Stoooopp!“ Nun begann die eigentliche Operation, die nur wenige Sekunden dauerte: Fast mühelos konnte er den Füllstreifen zwischen den Hitzekacheln der Raumfähre herausziehen, der aus der Internet-Perspektive wie Kaugummipapier aussah. „Ich werfe es einfach in meinen Müllbeutel“, sagte der Astronaut und hielt den Stofffitzel vorher noch einmal triumphierend vor seine Helmkamera.

Nicht im Bild: die Zange und eine selbst gebastelte Säge, die Robinson für Komplikationen dabeihatte. Sie wurden jedoch nicht gebraucht – auch das zweite Füllteil ließ sich problemlos herausziehen. „Ich nehme hier meine eigene Inspektion vor“, sagte Robinson per Funk. Weitere Streifen sehe er aber nicht.

Die Nasa hatte befürchtet, dass sich die beschädigten Stellen zu stark aufheizen könnten, wenn die „Discovery“ am 8. August wieder in die Erdatmosphäre zurückkehrt. Probleme am Hitzeschild hatten 2003 zum Absturz der „Columbia“ geführt, bei dem alle sieben Besatzungsmitglieder starben.

Doch wahrscheinlich muss Robinson noch einmal in den Weltraum aussteigen: Inzwischen wurde entdeckt, dass auch neben dem Cockpit-Fenster der Hitzeschutz beschädigt wurde.

FABIAN KRÖGER