Q U E R S P A L T E Ulysses–Seife

■ Literaturvermarktung in Dublin

Nachfahren berühmter Künstler haben es bekanntermaßen schwer. Da werden Theaterstücke ins Moderne transformiert, daß der Verblichene in seiner Urne ächzt, da wird hemmungslos aufpoliert oder geschindludert, und manchmal muß der große Geist der Vergangenheit sogar dazu herhalten, schnöde Gegenstände des täglichen Gebrauchs günstig zu verhökern. So geschehen in Dublin, wo die Besucher des James–Joyce–Museums am Ende ihres Rundgangs ein Stück „James–Joyce–Seife“ oder eine hübsche blauweiß–gestreifte Krawatte, die ebenfalls auf den Namen des irischen Schriftstellers hört, erwerben können. Joyce–Enkel Stephen war hellauf entsetzt, als er in seinem Pariser Domizil von der kommerziellen Energie seiner Landsleute erfuhr. Ein schäbiger Verkaufstrick sei es, mit dem getragen, und die Krawatte sei dem Einband der Erstausgabe eben dieses „Ulysses“ nachempfunden. Das Museum zeigt sich also uneinsichtig und da die Forderung von Stephen Joyce, irische Museen sollten mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden, damit sie „so etwas nicht nötig haben“, angesichts der finanziellen Situation Irla AUTOR_________: Matti Lieske