Anti–AKW–Dienst vor dem Aus

■ Die niederländische Nachrichtenagentur WISE kämpft ums Überleben / Mit Selbstausbeutung ist der internationale Info–Dienst nicht mehr aufrecht zu erhalten

Amsterdam (taz) - Der bisher von Szene–Leuten in unbezahlter Arbeit herausgegebene internationale Anti–Atom–Nachrichtendienst steht wegen Geldmangel kurz vor dem Aus. Der in Amsterdam produzierte „WISE“ (World Information Service on Energy), versorgt Hunderte von Widerstandsgruppen in aller Welt mit Nachrichten. Anfangs bekam WISE sein Geld durch den Erlös aus dem Verkauf der lachenden „Atomkraft–Nein–Danke“– Sonne. Diese Quelle, die jährlich über 100.000 holländische Gulden (90.000 DM) einbrachte, trocknete in den frühen Achtzigern aus. Seither machen die WISE–Herausgeber mit Minimalmitteln weiter. Das ging bisher wegen des Engagements einer kleinen Gruppe von Freiwilligen und Spendern sowie kleinerer Zuschüsse, darunter auch der holländischen Regierung. Seit Tschernobyl ists besonders schlimm. „Unsere Mittel sind aufs äußerste angespannt“, erklärt die Biologin Ann Heidenreich, eine mitarbei tende Amerikanerin. „Wir gehen in der Flut von Informationen unter, ohne daß wir sie verarbeiten können.“ Alle 14 Tage wird in englischer Sprache ein WISE News Communique herausgebracht. Es soll der Anti–Atom–Bewegung helfen, sich weltweit zu vernetzen und geht an 500 Bezieher. Es erscheint auch auf Holländisch, Spanisch, Französisch und neuderdings, in Österreich übersetzt, auf Deutsch. Die durch das WISE– Netz ausgetauschten Informationen werden in vielen Basis–Publikationen abgedruckt, im Rundfunk und anderen Medien verwendet. „Viele Informationen, die den Basisgruppen sonst nicht verfügbar wären, kommen aus dem WISE–Netz“, sagt Ann Heidenreich. Auf dem internationalen Anti– Atom–Treffen in Wien im September letzten Jahres, wo vielen WISE nicht bekannt war, wurde die Notwendigkeit eines solchen internationalen Nachrichtendienstes von zahlreichen Delegierten betont. Das führte zur Gründung der deutschen Ausgabe. In den vergangenen fünf Jahren ist WISE ausschließlich von unbezahlten Freiwilligen produziert worden. Aus verschiedenen Gründen geht das nicht mehr. Ann Heidenreich: „Wir sind in einer Situation, wo wir entweder eine/n Redakteur/in bezahlen oder das News communique dichtmachen müssen. Es wäre unrealistisch anzunehmen, daß Abonnements genug einbringen können, um jemanden fulltime zu bezahlen, und sei es auch nur ein Minimalgehalt. Das würde das News Communique für die Basis–Gruppen viel zu teuer machen. Wir brauchen daher dringend Geld“. Dietmar Simon Kontakt: World Information Service on Energy, P.O. Box 5627, 1007 AP Amsterdam, Holland. Deutsche Ausgabe: Thomas Auzinger, Initiative Salzburg gegen WAA Wackersdorf, Joh. Filzerstr. 14, A–5020 Salzburg, Österreich. Spenden an WISE Amsterdam, Postgiro 408 82 85 oder AMRO– Bank, Kto–Nr. 414 355 229.