Argentinien mischt bei AKW für Mullahs mit

■ Neben argentinischen und spanischen Firmen ist auch die KWU am Bau des AKW Bushehr I beteiligt / Auch Lieferung von zur Hälfte angereichertem Uran geplant / Bau an dem von den USA zur Schah–Zeit gelieferten Reaktor war wegen Khomeini gestoppt worden

Aus Montevideo Gaby Weber

Die Visite des Vize–Premierministers des Iran, Ali Reza Moayyeri, in Buenos Aires hat in dieser Woche den endgültigen Abschluß des Vertrages über den Bau eines Atomreaktors besiegelt. Bereits im März dieses Jahres wurde in Buenos Aires bekannt, daß das „Argentinische Atomunternehmen der Elektrizitätswerke“ (ENACE) am Bau des Atomreaktors im Iran, Bushehr I, teilnehmen soll - zusammen mit der deutschen Kraftwerksunion (KWU), der spanischen Firma „Vereinigte Unternehmer“(Empresarios agrupados) und der iranischen Atombehörde. ENACE ist ein gemischtes Unternehmen, an dem die nationale Atombehörde 75 Prozent und die KWU die restlichen 25 hält. Die bundesdeutsche Siemens–Tochter hat in Argentinien das Atomkraftwerk Atucha I gebaut, Atucha II ist kurz vor der Fertigstellung. Die spanische Firma Empresarios Agrupados hängt ebenfalls mit Siemens zusammen, sie baut mit KWU–Plänen den Reaktor Trilla. Über das iranische Atomkraftwerk wird schon seit 10 Jahren verhandelt; die Ausführung wurde 1979 durch den Sturz des Schahs ausgesetzt. Damals ging es um einen 1.293 Megawatt–Reaktor (Biblis–Größe), der mit angereichertem Uran arbeiten sollte. Argentinien hat bisher auf dem Gebiet der Urananreicherung we nig Erfahrung, weil seine Reaktoren mit Natururan arbeiten. Nach Argentinien wird der persische Politiker auch Venezuela besuchen. Die argentinische Wochenzeitung El Periodista verbreitete das seit Ende letzten Jahres bestehende Gerücht, daß Argentinien dem Iran atomgetriebene U–Boote verkaufen wolle, die in Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik gebaut worden waren. Venezuela sei als Käufer dieser U–Boote in Betracht gekommen, um sie an den Iran weiterzuleiten. Auf diese Weise könnte Argentinien nicht nur die Boote loswerden, sondern auch die seit dem Malwinenkrieg bestehenden Restriktionen umgehen. In Buenos Aires wurde bekannt, daß in Argentinien bereits iranische Atomingenieure ausgebildet werden, die den Forschungsreaktor an der Universität Teheran wiederaufbauen sollen, so daß dort zur Hälfte angereichertes Uran benutzt werden kann, das Argentinien liefern will. Aus hoch angereichertem Uran lassen sich Atombomben herstellen. Der Forschungsreaktor war 1967 von der US–Firma United Nuclear Corp. an den Schah geliefert worden. Die Versorgung wurde aber nach der Islamischen Revolution 1979 als Teil der US–Repressionen abgebrochen.