Südafrikaner prügeln Kölner Apartheidgegner

■ Gewaltsames Ende einer Demonstration auf Kölner Ernährungsmesse / Breites Bündnis gegen Ausstellung vom Kap/ SPD will südafrikanische Unternehmen künftig von Messen in der Domstadt ausschließen / Apartheidgegner vermuten Scheingefecht der SPD

Von Matthias Holland–Letz

Köln (taz) - „Rassisten haut ab, kein Geld fürs Kap“, skandieren die 30 Frauen und Männner, die sich auf der Kölner Ernährungsmesse ANUGA zu einem Mini– Demonstrationszug formiert haben. Der Trupp zieht um den weißgestrichenen Messestand mit dem angedeuteten Dach aus hellen Holzbalken. 29 südafrikanische Unternehmen präsentieren hier Fertiggerichte, Obst– und Spargelkonserven. „ANC, fight for liberty“, dringt es durch die gut besuchte Halle 1. Wachmänner der Messe bilden sofort eine Kette, stemmen sich gegen die ApartheidsgegnerInnen, Gerangel entsteht - und schon schlagen auch drei, vier Geschäftsleute aus der Burenrepublik zu. Schreie: mit Faustschlägen und Fußtritten werden die DemonstrantInnen von blaubejackten Sicherheitsdiensten und Südafrikern im weißen Hemd durch die Glastüren der Halle gedrängt. „Wir brauchen einen Arzt!“, schreit jemand. Im Innenhof des Geländes, vor einem Streifenwagen der Polizei, liegt ein junger Mann. Einer von den Wachmännern hatte mit seinem Walkie–Talkie derart zugeschlagen, daß der Rassismus–Gegner vorübergehend das Bewußtsein verlor. Die DemonstrantInnen erstatteten Anzeige wegen Körperverletzung gegen die Ordnungshüter. Indes hält sich die Messeleitung wohlweislich zurück: Eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs oder Tätlichkeit gegen die unverhofft erschienenen Prote stierer lag der Polizei auch gestern nicht vor. Was am Sonntag nachmittag gewaltsam beendet wurde, ist Teil der „ANUGA–Aktionstage“. Die ANUGA, größte Welternährungsmesse, wird bis zum 15. Oktober etwa 200.000 Fachbesucher anlocken. 5.737 Unternehmen aus 80 Ländern präsentieren, was Äcker, Treibhäuser und Agrarfabriken hervorbringen. Das ungenierte Auftreten der Südafrikaner in den Messehallen auf der rechten Rheinseite ist der Anti–Apartheidsbewegung der Domstadt schon lange ein Dorn im Auge. Bereits am Samstag machten 300 DemonstrantInnen ihrem Unmut Luft, als Bundesumweltminister Klaus Töpfer den Run auf die Freß–Schau eröffnete. Die langjährige Arbeit der ApartheidgegnerInnen zeigte erste Früchte. So wird die Messegesellschaft zum 31. Dezember dieses Jahres ihr Kontaktbüro in Johannesburg schließen. Diese Auslandsgesellschaft der Kölner Messe, das International Service–Center, hat bereits Ende 1986 die Betreuung bundesdeutscher Unternehmen in Südfafrika eingestellt. Die Kölner SPD will nun am 2. Dezember im Aufsichtsrat der Messegesellschaft darauf dringen, daß die Aussteller vom Kap künftig vor der Tür bleiben. „Vielleicht geht vom Ausschluß südafrikanischer Firmen ein Signal an die anderen Messestädte aus“, wünscht sich SPD–Fraktionschef Dr. Klaus Heugel. Grüne und Sozialdemokraten stellen die Mehrheit im Messe– Aufsichtsrat. Ob ein Ausschluß allerdings juristisch durchsetzbar ist, ist noch umstritten. Dem haben die Sozialdemokraten wenig entgegenzusetzen. „Wir lassen unsere politischen Forderungen nicht immer von einem Jursiten überprüfen“, gibt der Geschäftsführer der Kölner SPD–Fraktion, Toni Klefisch, freimütig zu. Wie der Messevorstand einen Antrag umsetze, den der Aufsichtsrat beschlossen habe, sei dessen Sache. Kein Wunder, daß Reiner Schmidt vom Kölner Südafrika–Komitee ein Scheingefecht der Sozialdemokraten für möglich hält. Wenn der Ausschluß–Antrag auf die Rechtsfrage reduziert werde, „ist die SPD aus dem Schneider“. Präsentieren südafrikanische Firmen aber weiterhin in Köln ihre Waren, „werden wir auch bei den nächsten Messen versuchen zu stören“. Das könne schließlich die übrigen Aussteller dazu bringen, sich für ein Fernbleiben der Südafrikaner stark zu machen. Denn, so Schmidt: „Geschäfte auf Messen brauchen Ruhe“.