Vier Jahre Haft für griechischen KDVler

■ Erstmals in Griechenland Verweigerung aus pazifistischer Überzeugung / Echter Ersatzdienst existiert nicht

Athen (taz) - Gestern ist in Griechenland erstmals ein Kriegsdienstverweigerer verurteilt worden, der den Militärdienst nicht aus religiösen Gründen, sondern aus pazifistischer Überzeugung verweigert hat. Ein Militärgericht der nordgriechischen Stadt Kavala hat den 30jährigen Michalis Maragakis für vier Jahre ins Gefängnis geschickt. Der Pazifist, der als Kunsthandwerkslehrer für Analphabeten auf der Insel Levkas arbeitete, war nach Informationen von amnesty international zum 6.Dezember 1986 zum Militärdienst einberufen worden, nachdem er bis dahin aus gesundheitlichen Gründen zurückgestellt worden war. Statt sich zum Dienst einzufinden, startete er eine Informationsreise durch Griechenland und stellte in aller Öffentlichkeit die Gründe seiner Verweigerung dar: „Von zwei Rivalen gewinnt derjenige, der den Krieg meidet.“ Am 11.März dieses Jahres wurde er dann zum erstenmal verhaftet. Nach seiner vorübergehenden Freilassung Anfang August sollte er sich wenigstens zur Ableistung des unbewaffneten Militärdienstes melden. So nennt die griechische Regierung den einzig möglichen „Ersatzdienst“, der u.a. auch von amnesty international nicht als Zivildienst anerkannt wird, weil er innerhalb des Militärapparats stattfindet und zudem doppelt so lange wie der normale Militärdienst dauert. Maragakis verweigerte als Pazifist auch den angebotenen Militärdienst ohne Waffe und ist erneut inhaftiert worden. Zur Zeit befinden sich nach Angaben von ai rund 300 Zeugen Jehovas in Haft, die den Militärdienst aus religiösen Gründen verweigert haben. bg/G.S.