G A S T K O M M E N T A R Wirtschaftlich

■ Die neuen Strahlengrenzwerte der EG

Die Erhöhung der Grenzwerte ist nicht das Ergebnis eines EG–Pokers. Da sind keine Spieler am Werke, sondern Rechner. D gleich K mal V durch Y heißt die Formel, nach der „optimierte“ Dosis–Grenzwerte, z.B. nach Atomunfällen errechnet werden. Dabei ist der Grenzwert (D) nur noch abhängig von den Herstellungskosten für Lebensmittel (K), der durchschnittlichen Verzehrrate (V) und den Kosten von Strahlenschäden (Y). Was tut eine verantwortungsvolle Ministerrunde im Jahr nach Tschernobyl? 1. Sie versucht nach bestem Wissen und Gewissen die Strahlenbelastung der Bevölkerung ständig zu senken. Falsch! 2. Sie rechnet nach, was die Verabschiedung der Grenzwerte nach Tschernobyl gekostet hat. Richtig! Bei dieser Rechnung stellt sich raus, daß es teuer war, Lebensmittel zu untersuchen, Lebensmittel sogar zu vernichten oder zu dekontaminieren und Verbraucher zu beraten. Dazu kommen die hohen Summen, die notwendig waren, um das Image der Atomindustrie aufzupolieren. Nachdem die verantwortungsvolle Ministerrunde gegengerechnet hat, wieviele Strahlenschäden (Krebse, Totgeburten, genetische Schäden usw.) durch diese teuren Strahlenschutzmaßnahmen vermieden worden sind, stellt sie fest, daß sich der Aufwand nicht gelohnt hat. Gemäß Kosten–Nutzen–Risikio–Analyse wären uns ein paar Tote billiger gekommen. So etwas darf nicht wieder passieren. Deshalb werden ab 1989 die Grenzwerte mehr als doppelt so hoch sein wie nach Tschernobyl, und auf ein bißchen Plutonium im täglichen Brot soll es auch nicht mehr ankommen. Vermutlich werden einige Energieversorgungsunternehmen aus Dankbarkeit ihre freiwilligen Spenden an die Krebshilfe noch vor Weihnachten erhöhen. Und wir? Nehmen wir es hin, daß so offensichtlich mit Opfern kalkuliert wird? Rebecca Harms, Bürgerinitiative Lüchow–Dannenberg