„Grüner Aufbruch“ im Abwind

■ Projekt der „Parteimitte“ droht schon im Ansatz zu scheitern / Nur 40 Interessierte kamen Dilemma ist das fehlende Profil / Beckmann: „Viel erreicht“, aber „alles auch noch schlimmer“

Falkenstein (taz) - Rund 40 Mitglieder der Grünen trafen sich am Sonntag zum zweiten Mal, um über die Grundlinien des Manifestes „Grüner Aufbruch 88“ und die Organisation einer Urabstimmung der Parteibasis zu beraten, die die „Blockbildung“ von „Realos“ und „Fundis“ durch „Demokratisierung von der Wurzel her“ (Antje Vollmer) auflösen soll. Freilich droht das Projekt der „Parteimitte“ schon im Ansatz an mangelnder Beteiligung zu scheitern. Zum ersten bundesweiten Arbeitstreffen der Gruppierung waren immerhin noch 180 Grüne erschienen. Im Verlaufe der Diskussion wurde das Dilemma deutlich: Es fehlt an einem programmatischen und strategischen Profil, das sich von den beiden Flügeln der Partei wesentlich unterschiede. Lukas Beckmann, Ex–Vorstandssprecher der Grünen, skizzierte die Lage denn auch flügelübergreifend: Es sei „viel erreicht“, zugleich aber „alles auch noch schlimmer“ geworden. Ausführlich beklagte man den „Anspruchsdruck der Utopie“ in der alltäglichen Arbeit, den Konsensmangel in der Partei, die „Schizo phrenie zwischen Wählerorientierung und Radikalität der Ideen, die Krise der Gesellschaft, die auch die Grünen treffe, und das Fehlen der Antwort auf die Frage, wie denn die sozialökologische Gesellschaft zu verwirklichen sei. Als nach mehreren Stunden grundsätzlicher Debatte in deren Verlauf der „grüne Grundwert“ einer „Arbeit ohne Ausbeutung und Entfremdung“ ebenso Erwähnung fand wie die Erkenntnis, daß das Wissen über die Katastrophe verdrängt werde und nur der gebildete und emanzipierte Mensch die Zukunft gestalten könne Einwände gegen diese „hochtheoretischen Beiträge“ erhoben und zur Pause aufgerufen wurde, machte sich Ratlosigkeit breit. Antje Vollmer schlug vor, konkrete Formulierungsvorschläge für ein Aufbruchsmanifest bei einem nächsten Treffen zu unterbreiten, und stellte die Frage, ob eine „Demokratisierung der Partei überhaupt möglich“ sei: „Aus dem Papier jedenfalls kommt der Aufbruch nicht“, fügte sie hinzu. Bei Redaktionsschluß dauerte die Debatte noch an. Reinhard Mohr