Nichts ist heilig

■ Die Unterschlagung des Werner Nachmann

Nein, mein Gott, es bleibt einem keine Prüfung erspart. Leiden wir jetzt an Israel nicht genug? Leiden wir auch noch an unseren schlechten Juden in Deutschland? Ja, die gibt es. Das wußte ich schon. Darf denn ein Jude eklig sein? Er darf, sogar mit dem elenden, befleckten Geld für ein elendes, beflecktes Wort - das heißt Wiedergutmachung. 33 Millionen, dachte ich, so eine Scheiße. Wieviel Jahre hat es gekostet, einen Pfennig zu bekommen? Wieviel Sinti und Roma gibt es, die hätIhr alle dürft nun wieder sagen, ihr hättet es geahnt. Der Shylock - nichts ist ihm heilig. Nicht mal das Geld aus den vergangenen Toden. Und wußtet ihr auch, wer damals schon, gleich nach 45 - Sie wissen schon, bei den DPs - das war ne Goldgrube, das wußte jeder hier. Und stimmte ja auch. Endlich darf man doch diese Wahrheiten wieder laut sagen, nicht wahr? Und überhaupt so primitiv, nur reich an Boden und Bordellen, nicht wahr - das alles wolltet ihr doch sagen? Sowieso kann man nicht ewig zahlen, nicht wahr? Die haben doch reichlich beMit diesem Geld - ausgerechnet mit diesem, das ist sehr unästhetisch, finden Sie nicht? Ist Ihnen schon aufgefallen, daß dieses Geld den armen, meistens schon gestorunseren Häusern. Ich wußte es schon all die Jahre, eines Tages wäre es wieder soweit: alle atmeten auf, endlich wieder die Wahrheit sagen zu dürfen. Damals, beim Spekulanten Bubis, war es fast soweit. Fast. Jetzt paßt es aber noch viel besser. Wenn nicht, hätte sich auch später mal noch was ergeben. Bestimmt. Natürlich - tut es mir sehr leid. Esther Dischereit