Sowjetischer Oberst warnt Kabul vor Machtverlust

Moskau (afp/dpa) - Ein hoher sowjetischer Offizier und ehemaliger Afghanistan-Berater hat Zweifel an den Überlebenschancen der Kabuler Regierung nach dem sowjetischen Rückzug aus Afghanistan geäußert.

In einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Zeitschrift 'Ogoniok‘ erklärte General Kim Zagolowow, die afghanische Führung unterschätze seiner Meinung nach die Gefahr, die der Partei und dem Staat von innen drohe. Er kritisierte die Streitigkeiten innerhalb der regierenden PDPA-Partei.

Die afghanischen Kommunisten hätten ihre politische Macht und Autorität „praktisch verloren“. Er empfahl der KP ein Bündnis mit anderen linken und sozialdemokratischen Gruppen, die immer mehr an Einfluß gewonnen hätten und sagte nach Abzug der Sowjets einen blutigen Bürgerkrieg der um die Macht ringenden Oppositionsgruppen voraus. Die Sowjetunion hat am Wochenende kategorisch Berichte über einen angeblichen Stopp ihres Truppenrückzugs aus Afghanistan zurückgewiesen und gleichzeitig die USA und Pakistan beschuldigt, das Genfer Afghanistan-Abkommen zu verletzen. Die Behauptung des pakistanischen Staatspräsidenten Zia ul -Haq, Moskau habe den Truppenabzug unterbrochen und sogar neue Truppen entsandt, wurde als „pure Verleumdung“ bezeichnet. Der Abzug werde in Übereinstimmung mit dem Genfer Abkommen fortgesetzt.

Der stellvertretende sowjetische Außenminister Petrowski drohte am Samstag mit einer tatsächlichen Verlangsamung des sowjetischen Abzugs, falls Pakistan, hinter dem wiederum die USA stünden, die Militärhilfe für die Mudjahedin nicht einstelle. Die Einwohner der afghanischen Hauptstadt Kabul haben nach Angaben von Radio Kabul an die Mudjahedin.