Servus Peter

Sheriff Gauweiler entmachtet  ■ K O M M E N T A R

Der Bauer ist tot, der Hofhund wird geschlachtet. SechzehnTage nach dem Tod von Franz Josef Strauß hat sein Musterschüler Peter Gauweiler einen martialischen Tritt in den Hintern erhalten. Die Totalentmachtung und offene Verhöhnung des Law&Order-Mannes, der sich künftig um „einsturzgefährdende Spannbeton-Bauten“ (Stoiber) kümmern soll, ist in dieser Radikalität und Rasanz eine dicke Überraschung. Sie hat mehrere Ursachen.

Die Identifikation Gauweilers Politik als Ausdruck weißblauer Lederhosen-Mentalität ist falsch. Seine Politik war zwar nur in Bayern unter der Obhut des großen Vorsitzenden denkbar, aber sie war eben nicht typisch bayrisch. Längst waren die Eskapaden des von messianischem Eifer getriebenen schwarzen Peter auch der CSU und der bayrischen Bierzelt-Besatzung zuviel, längst war ihnen dieser kleine Diktator im Innenressort suspekt. Suspekt waren nicht die Inhalte seiner Politik, sondern der Fanatismus und die Besessenheit, mit der Gauweiler seine Saubermann-Ideale verfolgte. Suspekt war der fast monarchische Habitus, mit dem er Polizisten strammstehen ließ oder mit Blaulicht durch München scheuchte, sein Sheriff-Gehabe und seine Feldherrn-Pose beim nachgestellten Geiseldrama.

Daß ausgerechnet Stoiber die Entmachtung Gauweilers betrieb, ist kein Zufall. Der neue Innenminister, der selbst als profilierungssüchtig gilt, kann keinen Nebenbuhler in seinem Ressort dulden. Im Machtkampf um die Pfründe der neuen CSU hat der Hardliner Stoiber den Hardliner Gauweiler geschaßt.

Mit Gauweilers Entmachtung und der Niederlage Tandlers beim Kampf um die Nachfolge von Strauß sind die beiden politischen Zöglinge von FJS gescheitert. Auch dies ist ein letzter Gruß an den Vorsitzenden von seiner Partei.

Manfred Kriener