Frauentraum vom Wohnen

■ Unter dem Titel „Frauen(t)räume“ veranstaltete am Wochenende die Gleichstellungsstelle der SPD einen Workshop zum frauenorientierten Wohnen

Schneller, schicker, schöner wohnen - wie utopisch derartig luxuriöse Szenetendenzen für die meisten Frauen sind, machten Samstag nachmittag rund 100 Frauen deutlich. Besonders für alleinerziehende Mütter „stellt sich die Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt katastrophal dar“, hatte die SPD diagnostiziert und deshalb unter Vorsitz von Helga Korthaase zum Workshop geladen.

Was soll frauenorientiertes Wohnen und Leben eigentlich heißen, fragte frau sich und fand den Teufel vor allem im Detail: in der Küche eine einzige Steckdose, Kinderzimmerzuchthauszellen, Küchenisolationskammern, im Schlafzimmer der „Eheblock“ (zwei mal zwei Meter plus 60 Zentimeter für Nachtkonsölchen), und der oft einzige Rückzugsort für die Frauen die Badewanne - alles Relikte einer längst vergangenen Epoche, mit denen sich vor allem Frauen rumärgern müssen. Tatsächlich bestehen heute rund 30 Prozent aller Berliner Familien aus nur einem Elternteil, 85 Prozent davon werden von Frauen geführt.Auch vom steinigen Weg zur frauenorientierten Stadterneuerung war die Rede. Wege, Plätze, Straßen überhaupt - jeder tagsüber muntergemeinte Strauch wird dann eine nächtliche Angstquelle, jeder nicht beleuchtete Hauseingang ein Horror. Daß in ebensolchen Details sich weibliche Wahrnehmung verbirgt, machte eine Stadtplanerin deutlich: In ihren Entwürfen würden alle Sträucher an Wegrändern rausgerissen.

„Mehr Licht“ war denn auch immer wieder die Forderung, in den Straßen, den Wohnungen. Mehr Grünflächen außerdem, und wenn auch nur vereinzelt das Verbot der kindermörderischen Autos zu hören war, so war doch allgemeiner Konsens, ein Zwangsgebot zum Kita-Bau müsse her, so wie schon jetzt jedem Bauherrn das Zwangsgebot zum Parkplatz auferlegt ist.

Wieweit mächtige Träume und Macht allerdings voneinander entfernt sind, war unschwer bei der abschließenden Podiumsdiskussion zu erkennen. Versam melt haben sich einige Frauen und zwei Herren der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften „DeGeWo“ und „Stadt + Land“, die ihr ganz spezielles Engagement für „Problemgruppen“ betonten. Tatsächlich sind nun zwei Drittel des Berliner Wohnungsmarktes in privater Hand und einen Teufel an sozialgerechter Wohnungsvergabe interessiert.

Daß auch der Senator trotz dringender Einladung keine Zeit gefunden hatte, machte die Organisatorin Korthaase „traurig“ und dem baupolitischen Sprecher ihrer Fraktion warf sie vor, gekniffen zu haben.

Schon zuvor hatte eine IBA-Frau zum Thema Männermacht und Frauenträume den langen Marsch eines möglicherweise guten Planes durch die Institutionen beschrieben: ein Senator (ein Mann), zwei Staatssekretäre (zwei Männer), sieben Abteilungsleiter (sieben Männer), 35 Referatsleiter (35 Männer) und 175 Gruppenleiter (172 Männer) - da wunderte sich dann keine Frau mehr, daß erst vor wenigen Tagen erneut die vielbeschimpfte „Din-Norm“ fürs Kinderzimmer in der Größe einer umgelegten Telefonzelle festgeschrieben wurde.

Daniela Reinsch