Die DDR als Vorbild

■ Neuer Vorsitzender des Bundesausschusses Leistungssport

Berlin (taz) - Die einstimmige Wahl Ulrich Feldhoffs zum neuen Vorsitzenden des Bundesausschusses Leistungssport (BAL) auf der Tagung des Deutschen Sportbundes (DSB) in Mainz galt mehr dem Programm als der Person des Ruhrkohle -Managers. Kanu-Verbandspräsident Feldhoff zählt zur Clique um Fechtguru Emil Beck und BAL-Direktor Eduard Friedrich, die den führenden Sportnationen den Kampf angesagt haben.

„Wenn unsere Gesellschaft den Leistungssport bejaht“, hatte der deutschnationale Beck seine Konservativen erschreckt, „dann müssen wir uns an der DDR orientieren.“ Der BAL will sich eine solche Zentralisierung der Sportförderung einiges kosten lassen: Bis 1996, so Friedrich auf einem Bundestrainerseminar im November, solle die Zahl festangestellter Bundestrainer von derzeit 115 auf über 400 erhöht und in 1.000 Trainingszentren talentierter Nachwuchs an den Leistungssport herangeführt werden. Kostenpunkt: 100 Millionen Mark!

Zudem müßten die 14 Olympiastützpunkte weiter ausgebaut werden, da Feldhoff, Beck und Co. auf diese vereinsneutralen - Einrichtungen setzen, die sich um das medizinische und soziale Wohlergehen der AthletInnen kümmern; sehr zum Unwillen des DSB-Präsidenten Hans Hansen, der die Sportvereine, seine eigentliche Lobby, nicht zu Unrecht in Gefahr wähnt. Aber seit Seoul weitere „Minussportarten“ (Innenminister Zimmermann) hervorgebracht hat, plädieren auch Politiker für eine Umorientierung in der Sportförderung. Die Subventionsbereitschaft des Staates, prognostiziert der Ökonom Hans-Jürgen Krupp, stößt an ihre Grenzen.

Ein Fall für den Manager Feldhoff, zu dessen Aufgaben auch das Klinkenputzen bei Handel und Industrie zählen dürfte. „Das Engagement der Wirtschaft im Sport kennt noch keine Grenzen“, lockt Fedor H. Radmann von der ISL Marketing GmbH mit satten Summen aus den PR-Etats der Firmen. Doch bis dato, bemängelt Werbechef Matthias Kleinert von Daimler -Benz, seien klare Konzeptionen im Sport nicht zu erkennen gewesen. Die Olympiastützpunkte sorgten da für Abhilfe: „Der Sport könnte dadurch seine Vorstellungen den Unternehmen leichter darstellen.“

Gleichzeitig würden jedoch die Olympiastützpunkte als missing link zwischen Leibesübungen und Wirtschaft die Anti -Doping-Diskussion als scheinheilige Debatte entlarven. Denn die Wirtschaft, weiß DSB-Generalsekretär Karlheinz Gieseler, „sie fördert kein Mittelmaß“. Und mehr als Mittelmaß ist auf internationaler Ebene ohne Doping nicht drin.

Jürgen Schulz