Wird Schamonis „Bettgeflüster“ verboten?

■ Scharfe Proteste der Privatfunker gegen rot-grüne Medienpläne Kritik auch von Radio 100 / Ist Bettflüsterer Frank Schmeichel sexistisch?

Jetzt machen die Privatfunker mobil gegen die rot-grüne Koalition. Der Bundesverband Kabel und Satellit (BKS) sah in ihr gestern eine „Gefahr für die Meinungsfreiheit“. Hundert,6-Chefredakteur Georg Gafron assistierte mit den Worten, er sehe in den Koalitionsvereinbarungen einen „ernstzunehmenden Angriff auf die Meinungsfreiheit“. Gafron wörtlich: „Es soll nivelliert und gleichgeschaltet werden.“

Der Schamoni-Chefredakteur erregt sich besonders über die Absicht von SPD und AL, auch den Privatradios Redaktionsstatute zu verordnen, die die Unabhängigkeit der Redaktionen von den Medienunternehmen gewährleisten sollen. Die Wettbewerbschancen privater Anbieter würden „eliminiert“, protestierte Jürgen Doetz, Geschäftsführer von Sat 1 und Vorsitzender des BKS gegen rot-grüne Pläne, den SFB wieder zu stärken. Dem BKS liegen angeblich „konkrete Informationen“ vor, „daß private Rundfunkveranstalter ihr vorgesehenes Engagement in der Stadt zurückgestellt“ oder beschlossen hätten, es „einzufrieren“. Die drei privaten Hörfunksender der Stadt dementierten jedoch gestern. Der BKS sieht jedoch weitere Schatten über dem Berliner Luftraum. „Eine besondere Form der Zensur“ ist es für Doetz, wenn künftig private Programme weder „sexistisch, rassistisch, faschistisch“ noch militaristisch sein dürfen. Doetz spricht von unklaren, „schwer objektivierbaren Tatbeständen“.

Geht es nun dem „Bettgeflüster“ zu Leibe, das Moderator Frank Schmeichel des nachts auf Hundert,6 aus den Schlafzimmern in den Äther trägt? Die Sendung müßte vielleicht „überprüft“ werden, bestätigte gestern Norbert Meisner, Theologe und SPD-Medienexperte. Moderator Schmeichel findet das „etwas traurig“. „Begrüßenswert!“ entfährt es ihm zunächst, zum geplanten Sexismus-Verbot befragt. Für seine Sendung könne dieser Vorwurf nämlich kaum gelten, versicherte der Bettflüsterer gestern der taz. 65 Prozent seiner AnruferInnen seien Frauen.

Der Schamoni-Funk setzt angesichts der rot-grünen Gefahren

-man höre und staune - nun „auf die Solidarität der Kollegen von Radio 100“. In der Tat kommt auch aus dem links -alternativen Funkhaus an der Potsdamer Straße Kritik an den rot-grünen Medienplänen. „Wir werden aber nicht schreiend zu Schamoni rennen und eine gemeinsame Kampagne machen“, verspricht Geschäftsführer Thomas Thimme. Rassismus, Sexismus und Faschismus hätten in seinem Funkhaus sowieso nichts zu suchen. Er stößt sich eher an dem geplanten Landesmedienrat, der nicht nur für die Zulassung von Privatfunkern zuständig sein, sondern - ähnlich wie der SFB -Rundfunkrat - auch die Programme überwachen soll. Zuviel Kontrolle und schwerfällige Entscheidungsgänge fürchtet Radio 100 von dem Gremium. „Es wäre doch ein Treppenwitz“, meint Thimme, „wenn AL und SPD ausgerechnet dem einzigen anderen, offenen Radio das Leben schwer machen würden.“

„Die wollen ihre Lizenz und dann ist gut“, kommentierte Meisner gestern den Freiheitsdrang der Alternativfunker. Er versprach gestern, das Gesetz nicht ohne öffentliche Anhörungen vorzubereiten. „Es kann aber nicht das letztendliche Kriterium sein, wovor sich Radio 100 fürchtet“, warnt AL-Kultursprecherin Sabine Weißler.

Hmt