Chauvi- Berichterstattung

■ betr.: „Frau Mutter geigt so wunderlich“, taz vom 13.3.89

Die taz hat echt die besten Redakteure: Immer ein bißchen schlauer und besser drauf, einfach progressiver als der Rest der Welt. Und immer bemüht, den Schwachsinn, den sie gelegentlich ablassen, in originelle, noch nie dagewesene Worte zu kleiden. Zum Beispiel der Herr K.S., dem die Redaktion wohl mehr versehentlich die Freikarten für's Glockenkonzert zugeschustert hat. Leider mußte er dann auch noch drüber schreiben!

Keinen Menschen interessiert, mit welchem Kennerblick er über die „zartfleischigen Schulterrundungen“ streicht, und daß er sich dabei an „rosigen Wunderkind-Speck“ erinnert fühlt, und daß er das „herzerfrischende Pausbacken-Strahlen“ nicht recht zu einer ernsthaften, erwachsenen Künstlerin passend findet. Und so geht das immerzu weiter. Natürlich ist auch das Bremer Konzertpublikum total kindisch, weil es nur wegen der „Wiedererkennungs-Garanten“ (doll!) gekommen ist. Bloß der Herr K.S. ist, siehe oben, supergut drauf usw. und durchblickt das ganze Getue, versteht auch als Einziger das moderne Stück des Abends. Und er kann die besten Sprüche klopfen, damit so schnell keiner merkt, wie hohl dieses Geschreibsel ist.

Verschont mich bitte in Zukunft mit Musik-Kritiken von solchen Chauvis, die nur ins Konzert gehen, um eine Geigerin anzustarren, auszuziehen und zum speckigen Wunderkind zu degradieren und sich dabei auch noch besser vorzukommen als alle anderen doofen Kozertbesucher.

Aber Hilfe, zwei Seiten weiter in der selben Nummer hat schon wieder ein Her K.S. was über Musik geschrieben, über Gregorianik, auch nicht anders.

Georg, Leer

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