Solidaritäts-Gastspiel

■ Shakespeares auf Tour

In der gestrigen Ausgabe der Hamburger taz entdeckten wir eine Anzeige: „Solidaritätsveranstaltung zur Wahl von Adrienne Goehler“, heißt es da, „Die Bremer Shakespeare Company spielt das Stück Wo ich die Welt anseh‘, möcht ich sie umdrehen (25.4., 19 Uhr, Foyer der Hochschule für Bildende Künste, Lerchenfeld“.

Wem der Name Adrienne Goehler nichts sagt, für den folgende Hintergrundinformationen in Kürze: Goehler ist Mitglied der GAL. Sie ist mit zwei Stimmen Mehrheit zur neuen Präsidentin der Hamburger Kunsthochschule gewählt worden. Doch die Wahl wird angefochten. Sie versteht nichts von Kunst, sagen ihre Gegner und sie selbst, genau deshalb ist sie unsere Frau, sagen ihre Befürworter. Kunstprofessoren, Kunststudenten, der Kultursenator (Ingo von Münch) und das Konzil sind zerstritten: Es gibt Unterschriftsaktionen für und gegen Adrienne Goehler. Ob und wann sie ihre Stelle antreten wird, ist zur Zeit noch ungewiß.

Und zu diesem Zeitpunkt reisen zwei Frauen der shakespeare company nach Hamburg, beziehen Position, erweisen ihre Solidarität. Solidaritätskonzerte sind z.Z. eine der Lieblingsbeschäftigungen der shakespeare company. Denn am selbigen Abend, also heute, 19 Uhr, geben sie noch eins - in Bremen. Um gegen den Abbau von ABM-Stellen im Lagerhaus zu protestieren, spielt das selbe Theater, aber in einer anderen Besetzung als in Hamburg das „Wintermärchen“ von Shakespeare. Soviel Solidarität ist natürlich ehrenwert, macht aber auch verdächtig, wenn man an einem Abend auf zwei Hochzeiten tanzt.

gin

Lagerhaus, 19 Uhr