GELD UND GELD

■ „Detektive“ von Rudolf Thome im fsk

Ein Detektivbüro zu betreiben ist fast so einfach wie eine Mitfahrzentrale zu bedienen. Nichts weiter ist vonnöten als ein Stuhl, ein Schreibtisch, ein Telefon, eine Schreibmaschine (ich kann nix, ich bin nix, gebt mir eine schreibmaschine! d. s-in) und ein Regal, auf dem im Normalfall drei Aktenordner Platz finden sollten. Detektivbürobetreiber müssen allerdings ab und an das Büro verlassen, um in Auftrag gegebene Beobachtungsobjekte in Augenschein zu nehmen. Genau mit dieser Tätigkeit beginnt Rudolf Thomes „Detektive“.

Die Kamera folgt einem BMW. Plötzlich stoppt der Wagen. Eine Frau steigt aus und geht auf ihren Verfolger zu. Zur Rede gestellt, gesteht er alles und gibt sich als Detektiv zu erkennen, der im Auftrag ihres Mannes handele. Nicht nur, daß die Observierte unverheiratet ist, der Auftraggeber gehört offensichtlich zum niederträchtigen Menschenschlag. Er will sie nämlich umbringen. Darum bittet sie den Detektiv, der sie eben noch verfolgte, um Schutz. Der ist auch sofort bereit, die Seite zu wechseln, um von jetzt an gegen seinen ehemaligen Auftraggeber zu arbeiten. Denkt man zuerst noch, daß auf der Leinwand mal wieder das alte Chandler-Thema gegeben wird, muß man schon bald seine Meinung korrigieren. Nicht Ritterlichkeit und Gerechtigkeitssinn sind die Motive des Detektivs, sondern Geld und Geld. Zusammen mit seinem Partner übernimmt er die gut bezahlte Bewachung der bedrohten Annabella.

Proportional zum steigenden Whisky-Konsum gerät das Detektivbüro Schubert und West (Ulli Lommel und Marquard Bohm) in stetig anwachsende Verstrickungen. Obwohl der festen Überzeugung, Herren der Lage zu sein, sind sie doch nur Spielbälle in den Händen der souverän agierenden Frauen. Schließlich versuchen sie sich gegenseitig übers Ohr zu hauen, um dann doch gemeinsam über die wirklich Fiesen zu triumphieren. Ins Jenseits geschickt werden: ein widerwärtiger Lustgreis plus ein schurkischer Tablettenvertreter, der nur ans Heiraten denkt. Zu Recht müssen sie abtreten, sind sie doch beide über 30 Jahre alt: Jugend siegt. Das gehört sich auch so für einen Film, der 1968 gedreht wurde.

Thomes erster Film (natürlich in Schwarz/ Weiß) ist so geradlinig wie ein guter Western. Ein Cowboy taucht in einem Saloon auf, und schon geht's los. Em Ende wird er einfach davonreiten. I'm a poor lonesome cowboy. So ist das auch bei Thomes Detektiven. Ohne erklärende Umstände erscheinen sie auf der Leinwand, um zum Schluß mit dem Auto die Straße runterzufahren. Was davor war und danach sein wird, interessiert nicht. Nichts als unnötiger Ballast für die Geschichte. Nur einmal erzählt der eine, daß er vorher Fußballnationalspieler gewesen sei, doch dann habe er den Trainer verprügelt und sei aus der Mannschaft geflogen. Das ist alles, was aus seinem bisherigen Leben erwähnenswert erscheint. Zum Glück. Wir bleiben von quälenden Biographien verschont, und Thome kann sich auf das Wesentliche konzentrieren: Geld, Sex, Alkohol, Intrigen, Verrat, Töten.

Gunske

„Detektive“ im fsk ab heute bis 17.5. um 20.30 Uhr, anschließend um 23Uhr „Detective“ von Jean Luc Godard