Martiny - and a little imagination

Das Jazzfest muß erhalten bleiben  ■ G A S T K O M M E N T A R

Frank Zappa konnte noch vor gut einem Jahrzehnt den Geruch von Jazz einwandfrei ausmachen. Inzwischen stinkt es jetzt jedoch in der kulturellen Landschaft derart gewaltig, daß selbst „Nasenbär“ - Synonym für den Berliner Konzertbesucher, der die Nase immer vorn hat - sich demnächst zumindest mit Wäscheklammer, wenn nicht gar mit Gasmaske wird ausrüsten müssen, um bleibende Schäden an seinem so empfindlichen Organ ausschließen zu können.

Die Filmindustrie und die Lobby der Vertreter der klassischen, europäischen Musik- und Theaterkultur, deren Abgesandte (vier aus Berlin, darunter die Kultursenatorin vier vom Bund, da auch die betreffenden Mittel zu je 50 Prozent aus Berlin und der BRD stammen) in schöner Eintracht in dem für die Vergabe der Gelder zuständigen, sogenannten Kuratorium sitzen, haben ihre Interessen mal wieder hochachtungsvoll durchsetzen können, indem sie unserem Binnenminister klargemacht haben, daß einerseits der Etat für sie insgesamt erhöht werden müsse und andererseits der Etat für sie nochmals erhöht werden müsse - durch die Streichung des Jazzfest Berlin. Ab 1990.

Nicht genug, daß bereits in diesem Jahr der Jazzfest-Etat von genanntem Kuratorium derart gekürzt worden ist, daß das bisher daraus mitfinanzierte Total Music Meeting wohl kaum noch stattfinden wird - ab 1990 soll gleich im Ansatz erstickt werden. Deshalb der Gestank, der jedoch zumindest Methode hat, was den diesbezüglichen Äußerungen unserer Senatorin für kulturelle Unentschlossenheiten bedauerlicherweise nicht nachgesagt werden kann. Dieselbe versucht sich im telepathologischen Aussitzen statt Ausschwitzen - obwohl aufgrund der bestehenden (Groß -)Wetterlage gerade jetzt beste Voraussetzungen dafür gegeben wären - und träumt z.B. lieber gemeinsam mit der ach so engagierten Jazz-Front den endlosen Traum eines Jazz -Hauses Berlin - immer treu dem Motto: Martiny - and a little imagination.

Franz de Byl