S A M S T A G

 ■ V O R L A U F

Für Sportübertragungen fegen die Öffentlich-Rechtlichen seit Jahren rücksichtslos jede Programmplanung über den Haufen jetzt sind ihnen in Wimbledon die Bälle davongeschwommen. Pfui über die Geldsack-Medienpolitik, die RTL plus sämtliche Direktübertragungsrechte - täglich ab 15 Uhr - zugeschanzt hat; Mitleid mit all den unverkabelten Sofa -TennisspielerInnen; nicht eine Träne jedoch für ARD und ZDF, die jetzt so „sauer“ sind, sich aber nie darum kümmern, wie sauer wir, die Nicht-Sofa-Tennis- oder -FußballspielerInnen über die sport-diktatorischen Zwangsmaßnahmen im Fernsehen sind, denen prinzipiell alles weichen muß, was außerhalb der Grenzen von Stadiongefechten liegt. Und so sitzt also bei ARD und ZDF diesmal in Wimbledon niemand in der ersten Reihe. Dafür aber wird auch keine der „in Ihrem Programmheft ausgedruckten“ Sendungen „zu einem späteren Zeitpunkt“ gezeigt. Das ist freilich beim Wochenendprogramm, das hauptsächlich aus Dreifach -Wiederholungen besteht, nicht unbedingt ein Grund zum Jubeln. Das ZDF macht um 14.30 Uhr den Anfang mit Errol Flynns erstem Hollywood-Spielfilm Unter Piratenflagge (1935) von Michael Curtiz. Flynn hat als verbannter Sklave allerlei ruhmreiche Abenteuer zu bestehen, bevor er sich seiner Liebsten, Olivia De Havilland, widmen kann. In der ARD muß Günter Lamprecht zum wiederholten Mal um 15.45 Uhr ein Abenteuer der sozialkritischen Art durchleiden: Gegen die Regel handelt von den Gewissensqualen eines Polizisten, der seinen Kollegenfreund beim sinnlosen Prügeln eines unschuldigen Autofahrers beobachtet und sich nun grübelnd fragt, ob er dieser Krähe ein Auge aushacken soll. Erst tut er's, dann wieder nicht, dann wieder doch - ein herzensgut gemeintes Drama aus der Welt der Ordnungshüter.

Cisko Pike mit Kris Kristofferson, Karen Black und Gene Hackman zeigt die ARD um 20.15 Uhr: Ein ehemals populärer Popmusiker ist abgerutscht, hält sich mit Rauschgifthandel über Wasser und wird von einem Polizisten dazu erpreßt, mit beschlagnahmtem Marihuana zu dealen. Der Erstlingsfilm von Bill L. Norton wirft angeblich einen „realistischen, detailgenauen Blick in die Drogenwelt“. Gleich anschließend, um 23.35 Uhr, gibt's in der ARD Don Siegels Flucht von Alcatraz mit dem schmallippigen, härtegetesteten Clint Eastwood, der mit zwei Kumpanen der gleichnamigen, angeblich ausbruchssicheren Gefängnisinsel entflieht. Ihn endgültig entkommen zu lassen, wäre natürlich unmoralisch - der filmdramaturgische Arm des Gesetzes muß ja allemal länger sein als der fleischgewordene Arm des Polizisten.

Hessen 3 zeigt um 20 Uhr Jean Renoirs Film Die Marseillaise (1938) in Originalfassung mit Untertiteln. Truffaut schrieb über diesen Film: „Er steht über den Parteien, er berichtet, und La Marseillaise erscheint uns schließlich wie eine Wochenschaumontage über die französische Revolution.“ Treudeutsch-Schweiz-Österreichisch verdirndlt und krachlederhosig hingegen geht es heute im ZDF zu mit dem Grand Prix der Volksmusik ab 20.15 Uhr. „Mir mached Grande Festa“ heißt eines der Lieder, die sich um den Prix bewerben. Mir aber mached Grande Salto und ganged, schwäbisch gesagt, ins Neschd.