Die Anderen: Var Matin/Le Figaro

Var Matin

Die unabhängige Zeitung aus Toulon zum Bergarbeiterstreik in der Sowjetunion:

Jetzt, wo die Glasnost sich in Gefahr wägt, kommt die Art und Weise, mit der dieser soziale Fieberausbruch bekämpft wird, einem regelrechten Test für die Moskauer Reformer gleich. Es würde einen sehr schlechten Eindruck hinterlassen, wenn einem harten Vorgehen der Vorzug gegenüber einer von allen akzeptierten Lösung gegeben würde. Um seine Glaubwürdigkeit im Westen zu untermauern, muß Gorbatschow sich auch als 'Friedensstifter‘ im eigenen Land durchsetzen. Während Polen, das genau umgekehrt vorgeht, sich nach einer spektakulären innenpolitischen Kehrtwende wieder mit dem Vatikan versöhnt, hätte man kein Verständnis dafür, daß das gemeinsame europäische Haus auf Ruinen und Asche erbaut würde.

Le Figaro

Das Hausblatt von Frankreichs Rechten belehrt zum gleichen Thema:

Während Gorbatschow in seinem Himmel thront und die Apparatschiks seiner Partei maßregelt, wird das Land ungeduldig. Gorbatschows Reden haben nicht die Ladenregale gefüllt. Der Prophet der Glasnost mag zwar einfallsreich sein, aber die wunderbare Vermehrung des Brotes hat er noch nicht zustande gebracht. Nach mehr als siebzig Jahren Kommunismus haben die sibirischen Bergarbeiter immer noch nicht genügend Seife. Aber das ist nicht alles. Indem er das Regime liberalisierte, hat Gorbatschow den Sowjets, die als 'Trunkene des Sklaventums‘ galten, beigebracht, den Kopf zu erheben. Heute fordern sie mehr Freiheit. Vor der Freiheit kann man sich garnicht genug in acht nehmen. Im allgemeinen ist das den Tyrannen klar. Sie können sich nur auf Angst und Drohungen verlassen, um ihre Machtstellung zu sichern. Wenn sie nach Popularität heischen, handeln sie sich eine Revolution ein. Wenn sie vor Massakern zurückschrecken, werden sie weggefegt.