Schwarze Kunst
■ Säubern des Satzes: Anfeuchten/Titelbier
Säubern
des Satze
Flüssigkeiten
ob alkoholisc
oder nicht, spiele
in der Schwarze
Kunst eine wichtig
Rolle. Damit das Papie
kräftig die Druckerschwär
ze aufnimmt, wird es gele
gentlich angefeuchtet. Diese
nüchterne Vorgang ist es allerdings nicht, der den Begriff zu einem besonders angenehmen der Fachsprache machte. Das Anfeuchten gehörte zur Vorbereitung des Deponierens und Postulierens: Der angehende Geselle mußte etwa acht Tage vor dem Postulatstag fleißig Getränke holen, damit seine Kollegen, denen er künftig ebenbürtig sein wollte, in froher Erwartung der Zeremonie ihre Kehlen feucht halten konnten. Bier, Wein, Branntwein oder Met wurden nicht schlechthin getrunken, sondern - wie es zünftig hieß - genetzt. Im 16. Jahrhundert finden sich in einem Druckerlied von Jörg Busch folgende Verse:
Wir müssen allzeit netzen,
Welchs unser Orden hält,
Im Drucken und im Setzen
Netzt man, daß nichts umfällt.
Drum soll sich's niemand wundern,
Daß wir uns halten naß,
Der Orden hält's gesunder:
Zechen ohn‘ Unterlaß.
Etwa zweihundert Jahre später erklärte Christian Friedrich Geßner in seiner Schrift „Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgieserey“ den Begriff Titelbier:
„Titulbier nennt man in Druckereyen dasjenige Tranckgeld, welches ein Verleger, oder Verfasser eines Buches den Gesellen bei Druckung eines rothen Tituls giebt, um sie dadurch zu ermuntern, daß sie desto genauere Aufsicht darauf verwenden, weil dieser mit zur Zierde eines Buches gehöret.“
Offensichtlich sind es also farbig gedruckte Titelseiten, die das Titelbier erforderlich machen. Das drückt auch ein geläufiger Reim aus späterer Zeit aus:
„Verlangst du, daß dein Buch ein bunter Titul ziere;
So wird der saure Schweiß versüßt mit Titul-Biere.“
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