Nicaraguas Präsident kandidiert

■ Auf dem ersten Parteikongreß in ihrer 28jährigen Geschichte nominieren die Sandinisten Ortega zum Präsidentschaftskandidaten / Ramirez als Vize bestimmt / Wahlprogramm betont Bodenreform

Managua (afp/taz) - Nicaraguas Präsident Daniel Ortega wird sich bei den Wahlen vom 25. Februar 1990 für die Sandinistische Befreiungsfront FSLN um die Präsidentschaft bewerben. Sein Vize Sergio Ramirez soll, wenn es der Wähler denn will, Vize bleiben. Dies beschloß die 1961 gegründete FSLN am Sonntag abend auf dem ersten Parteikongreß ihrer Geschichte. Das Ergebnis gab Innenminister Tomas Borge, der letzte überlebende Mitbegründer der FSLN vor den etwa 1.700 Teilnehmern des Parteitags im Olof-Palme-Kongreßzentrum bekannt.

In einer Ansprache vor etwa 5000 AnhängerInnen kündigte Ortega nach seiner Nominierung an, der Urnengang im nächsten Jahr werde den USA jeden Vorwand nehmen, „Nicaragua weiterhin anzugreifen“. Nach dem Sieg über die Contras, so Ortega, „werden wir die Yankees am 25. Februar noch einmal schlagen“.

Mit einigen kleineren Änderungen verabschiedeten die 1.700 Delegierten den Entwurf des Wahlprogramms der Sandinisten, das sich zur Fortsetzung der Bodenreform bekennt und der Forderung nach Rückgabe enteigneter Ländereien an ihre früheren Besitzer eine Absage erteilt. Die Partei verspricht, 42.000 Wohnungen bauen, für Preisstabilität und höhere Löhne sorgen, neue Arbeitsplätze schaffen und die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Bekleidung verbessern zu wollen. Sie verspricht außerdem neue Straßen, Schulen, Sportzentren und eine funktionierende Trinkwasserversorgung.

Der 1945 geborene Daniel Ortega verbrachte 16 Jahre seines Lebens im Guerilla-Krieg gegen die Somoza-Diktatur, bevor er während der vergangenen zehn Jahre an der Spitze des Staates stand. Mit 15 kam er zum ersten Mal ins Gefängnis, nachdem er die US-Botschaft mit Steinen beworfen hatte. Weitere Aufenthalte hinter Gittern wegen angeblicher Beteiligung an Brandanschlägen auf Fahrzeuge folgten 1961 und 1963. Im selben Jahr trat Ortega der FSLN bei, in deren nationale Führung er 1965 aufstieg. Nachdem er sich 1967 an einem Mordanschlag auf ein Mitglied des Sicherheitsdienstes Somozas beteiligt hatte, kam er erneut in Haft, diesmal für sieben Jahre. Ein FSLN-Kommando preßte ihn und andere Gefangene 1974 durch die Geiselnahme des US-Botschafters und weiterer Vertreter von Politik und Wirtschaft frei. Nach dem Sieg der sandinistischen Revolution im Juli 1979 gelangte Ortega zunächst an die Spitze der fünfköpfigen Regierungsjunta und übernahm nach dem sandinistischen Wahlsieg vom 4.November 1984 im Januar darauf die Präsidentschaft.

Der heute 47jährige Sergio Ramirez vertritt die zivile Komponente im nicaraguanischen Regierungsgespann. Der ausgebildete Rechtsanwalt, der sich seit den sechziger Jahren als Schriftsteller einen Namen machte, lebte von 1973 bis 1975 mit einem Stipendium in West-Berlin und schloß sich danach der FSLN an. Ende 1977 war er Mitbegründer der „Gruppe der Zwölf“, eines Zusammenschlusses prominenter Vertreter von Kultur, Politik und Wirtschaft gegen das Somoza-Regime. Nach dem Sturz Somozas war er zunächst Mitglied der Regierungsjunta und später Vizepräsident unter Ortega.