Dreiklänge aus Gold und Silber

■ Zwei Ausstellungen mit Schmuck-Kunst im Schnoor

Der Schmuck, den Ulrike Kuhr entwirft, ist Musik. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn jeder Ton hat eine spezifische Wellenlänge. Ulrike Kuhr wählt Dreiklänge, nach deren Wellenlängen sie die Maße für ihre Schmuckstücke bestimmt. Zu sehen sind einige ihrer Arbeiten im Schmuckatelier ihres Studienkollegen Wolfgang Falz im Schnoor. Am vergangenen Freitag hat der Schmuckdesigner seine Weihnachtsausstellung mit Werken früherer KommilitonInnen und des Lehrmeisters von der Hochschule Pforzheim eröffnet.

Die Auszubildende reicht dem nach Alter und Styling gemischten Publikum der Vernissage Sekt und Wein. Dem selbstgearbei- teten Collier um ihren Hals fehlen im Nacken einige Glieder

-sie ist nicht ganz fertig geworden. Aber Können hat Susanne Krämer schon bewiesen: ihre Gold-Silber-Arbeiten, die sie unter dem Namen ihres Lehrherrn ausstellt, zeugen von Phantasie und Geschick. Filigran-phantastisch in der Vitrine gegenüber eine Kette des Altmeisters Professor Klaus Ullrich.

Am Sektglas nippend, drehen und wenden sich die BesucherInnen in dem Lädchen zwischen den Glaskästen, derweil eine junge Frau in Grün bereits Ringe probiert. Dafür muß sie extra Finger freimachen, denn an jedem schimmert, glänzt oder funkelt es schon.

„Hier kommt keiner rein und sagt: 'Ich will 400 Mark ausgeben, was haben sie dafür? '“, beschreibt Ute Wichels -Falz die sorgfältig auswählende Kundschaft, die zum Teil weit anreist. Schmuck-KünstlerInnen leben von Stammkundschaft.

Das ist unübersehbar bei Erich Hergert, der am gleichen Abend ein paar Häuser weiter seine Weihnachtsausstellung eröffnet.

Der weibliche Teil des Publikums, durchweg in Schwarz, trägt Schmuck-Kunst, vorzugsweise am Ohr. Körper-Kultur passend zum Ereignis. Der Meister dazwischen im schlichten Hemd. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet er im Schnoor, zum 10jährigen Jubiläum hatte er eine Ausstellung im Focke -Museum. Sein Markenzeichen sind Perlenarbeiten aus Edel-und Halbedelsteinen.

Auch Erich Hergert hat die Werke von KollegInnen neben den eigenen ausgestellt. Freimütig bekennt er, daß er zu Weihnachten etablierten KollegInnen mit „eher konventionellen Arbeiten“ den Vorzug gibt. Weihnachten gucken die Schmuck-GaleristInnen aufs Geld, ein Drittel des Jahresumsatzes machen sie zwischen Totensonntag und Christkind.

Im Sommer präsentiert Hergert jüngere, avantgardistische KünstlerInnen. Denn er hat gelernt: „Man kann die Kundschaft nur langsam an neue Formen gewöhnen.“

Gaby Mayr

Schmuckatelier Falz, Schnoor 39; Atelier Hergert, Schnoor 21/22