Opel Bochum plant Nachtschicht

■ Betriebsrat vor heutiger Betriebsversammnlung gespalten / IG Metall hält sich bedeckt / Geschäftsleitung lockt mit Vergünstigungen und droht mit Produktionsverlagerung

Berlin (taz) - Auf der Betriebsversammlung bei Opel Bochum steht heute Entscheidendes zur Diskussion: Die Geschäftsleitung will ab 1.April 1990 die kontinuierliche Nachtschicht in der Autoproduktion einführen. Der Betriebsrat ist in der Frage Ablehnung oder Zustimmung für diese dritte Schicht gespalten. Die IG Metall hat sich bisher nichtmit einer eindeutigen Stellungnahme geäußert.

„Das wäre der Dammbruch in der Automobilindustrie“, sagte Opel-Betriebsrat Hans Reppel, IG-Metall-Mitglied und Sprecher der Minderheitsgruppe im Betriebsrat, die sich eindeutig gegen die Nachtschicht ausspricht. Nachtschicht gibt es zwar schon in manchen Bereichen der Teilefertigung, aber bisher werden noch in keiner größeren Automobilfirma nachts ganze Autos produziert. „Wenn wir hier zustimmen, werden alle anderen Automobilfirmen nachziehen. VW und Ford stehen schon in den Startlöchern. 30 Prozent mehr Autos würden dann produziert in der Bundesrepublik.

„Wir finden Nachtschicht nach wie vor nicht toll“, erklärte Klaus Lang, Leiter der Tarifabteilung beim IG-Metall -Vorstand, „ich weiß aber nicht, ob man sie vermeiden kann.“ Es gebe letztlich keine rechtliche Möglichkeit, diese zu verhindern. Lang weiter: „Der Betriebsrat soll soviel wie möglich als Gegenleistung herausholen.“ Als Zuckerbrot der Geschäftsleitung warten auf die Opel-Kollegen folgende Gegenleistungen: etwa 700 Neueinstellungen, sieben zusätzliche Freischichten im Jahr, Leistungsentdichtung in den bisherigen Schichten, Samstagsarbeit nur noch in Ausnahmefällen und mehr Geld. Für den Fall, daß das nicht überzeugen könnte, droht die Firma mit der Verlagerung von Teilen der Produktion nach Antwerpen.

„Das ist eine schwierige Entscheidung“, räumt auch Betriebsrat Hans Reppel von der Opposition ein, „aber das kann doch nicht angehen, daß wir hier die Produktion ausweiten, während unsere Kollegen bei General Motors in Großbritannien für die 35-Stunden-Woche streiken.“ Außerdem sei diese Entscheidung auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, so Reppel weiter. Die IG Metall hat sich nämlich auf ihrem letzten Gewerkschaftstag eindeutig gegen die Ausweitung der Schicht- und Nachtarbeit ausgesprochen. Besonders Franz Steinkühler problematisierte die ökologische Bedenklichkeit der Autoproduktion.

Gabriele Sterkel