Apel mit Second Sight: Ein Jazzer goes Pop

■ Im Mittelpunkt: Conny Geiger

Conny Geiger und Hans König sind zwei Bremer MusikerInnen, die auf unterschiedlichsten Hochzeiten singen und spielen. Am Sonnabend fanden sie sich im Lagerhaus in der Schildstraße zusammen, um, dem Zeitgeist zum Trotz, sich auf die Bühne zu stellen und Lieder zur Klampfe zu singen.

Zur E-Gitarre, versteht sich, aus Spaß an der Freud oder am Experiment und leider viel zu kurz, im Vorprogramm zu „Second Sight“. Ruhige Balladen hatten sie eingeübt und kleine, zweistimmige Folksongs, nett anzuhören und wohl vor allem dem Zweck dienlich, dem leider nur recht kleinen Häuflein der Zuhörer vor Ohren zu führen, über welch bemerkenswerte Stimme die Conny Geiger verfügt. Prägnant und klar, mit großer Dynamik und unbedingt professionell sang sie sich durch die drei Lieder. Die Frau und eine knallige Band... Man hatte im Verlauf des weiteres Abends die Gelegenheit, diese Vorstellung realisiert zu sehen.

Peter Apel goes Pop. So könnte man den Versuch von Bremens erstem Jazz-Gitarristen überschreiben, seine Frontman -Ambitionen in die Tat umzusetzen. Mit Wolfgang Schmidt (key), Marc Prietzel (dr) und Kiki Stümke (b) hatte er ein rauhes, brüchiges und stark Wave-lastiges Rockkonzept erarbeitet, in dem er nicht nur als Gitarrist, sondern auch als Lead-Sänger im Vordergrund steht.

Die Stücke wirken bis auf wenige Balladen kompakt und harsch, sind versetzt mit Überra

schenden Breaks und Tempowechseln und werden erwartungsgemäß dominiert von der furiosen, oft regelrecht stürmisch aufbrausenden Gitarre Apels. Ihm gegenüber fielen die Mitmusiker deutlich ab, vor allem Marc Prietzel hatte manchmal rechte Mühe, mit dem Sturm und Drang seines Gitarristen mitzuhalten. Nur „Miss Kiki“ gelang es, neben Apel eigene Akzente zu setzen, mit sicherer zweiter Stimme und hartem, manchmal etwas eckig wirkendem Bass. Pop along the basslines, wie die Band sich promotet, war allerdings selten rauszuhören.

Daß die Spannung im Verlauf stark abfiel, der Beifall mehr wohlwollend als begeistert ausfiel, mag damit zusammenhängen, daß der Sänger Peter Apel nur bedingt überzeugen konnte. Zu oft fehlte der nötige Druck, das häufige, gepreßte Aus-dem-Hals-heraus-Singen nutzte sich als Ausdrucksmittel schnell ab und ließ gegen Ende eher stimmliche Überforderung vermuten.

So blieb es denn Conny Geiger vorbehalten, anzudeuten, wie „Second Sight“ mit einer ausstrahlungsstarken Sängerin im Mittelpunkt wirken würde. Bei den von ihr gesungenen und von Kiki Stümke geschriebenen Stücken „Mirror“ und „Password“ wurde der Gesang zum zentralen Aspekt, die Akzente verschoben sich zudem deutlich hin zu mehr Eingängigkeit und Kommerzialität, ein Problem, dem sich die Band wohl über kurz oder lang stellen muß. Das Applaus-Urteil des Publikums fiel allerdings eindeutig aus.

Rainer Köster