Böhme in Moskau

■ Der Ost-SPD-Chef stellt sein deutschlandpolitisches Szenario vor / Deutsche Nato-Mitgliedschaft erneut abgelehnt

Moskau (afp) - Ein vereintes Deutschland darf nach Ansicht des Vorsitzenden der DDR-SPD, Ibrahim Böhme, nicht der Nato angehören. Auf einer Pressekonferenz zum Abschluß seines zweitägigen Besuchs in der Sowjetunion sprach sich Böhme am Donnerstag in Moskau ferner für eine Reduzierung der ausländischen Truppen im künftigen Deutschland aus. Die Sicherheitsbedingungen der UdSSR müßten respektiert werden.

Die legitimen Sorgen der Sowjetunion würden von anderen anscheinend immer noch nicht genügend gewürdigt und berücksichtigt, meinte Böhme. Er war während seines Moskau -Besuches mit Politbüromitglied Alexander Jakowlew und Gorbatschow-Berater Valentin Falin zusammengetroffen, die im Zentralkomitee für die Deutschlandpolitik zuständig sind.

Böhme stellte ein mögliches Szenario für eine etappenweise Vereinigung vor. Es sieht eine schrittweise Reduzierung der ausländischen Truppen vor. Dabei könne an ein symbolisches Kontingent von insgesamt 30.000 Soldaten gedacht werden. In bezug auf die deutschen Streitkräfte wären 100.000 Mann der Bundesrepublik und 30.000 in der DDR vorstellbar.

Damit der Prozeß der Vereinigung nicht unkontrollierbar werde, schlug Böhme vor, ein Übergangsvertrag sollte die Rechte und Pflichten der Alliierten auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens definieren. Dieser Vertrag werde mit der Unterzeichnung eines Friedensvertrages mit den beiden Deutschlands hinfällig. Dieser solle in den Diskussionen der „4 plus 2“ und dann auf dem Niveau der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) ausgearbeitet werden.