Was wird aus 51.000.000 Büchern?

Auch die 14.000 öffentlichen Bibliotheken in der DDR fürchten - wie andere Kultureinrichtungen des Landes - wegen der ungeklärten künftigen Finanzierung um ihre Existenz. Das Zentralinstitut für Bibliothekswesen in der DDR wandte sich daher am Dienstag mit einem dringenden Appell an die Öffentlichkeit, im Bibliothekswesen der DDR Erreichtes nicht einer Rotstiftpolitik zum Opfer fallen zu lassen. 51 Mio. sogenannte Bestandseinheiten, 89 Mio. Entleihungen pro Jahr und rund 3,8 Mio. ständige Benutzer seien Werte, die auch internationalem Vergleich standhalten könnten. Die staatlichen Mittel für öffentliche Bibliotheken - 1989 noch 171 Mio. Mark - blieben künftig aus, die Kommunen müßten selbst für die Finanzierung sorgen. Der Direktor des Zentralinstituts, Stroscher, registrierte „alarmierende Anzeichen“ dafür, daß Bibliotheken ihre Daseinsberechtigung beweisen müßten, Mittel beschränkt und Bibliotheken aufgelöst werden. Die Leiterin der Abteilung für Bibliothekswesen im Kulturministerium, Petra Fleischer, betonte, daß es bis heute in der Leitung des Ministeriums keine Akzeptanz für die Notwendigkeit eines gut entwickelten Bibliotheksnetzes gibt und wandte sich auch gegen Überlegungen, die Bibliotheksbenutzung kostenpflichtig zu machen, da dies einen Benutzerrückgang zur Folge habe.