Die Anderen: Berliner Zeitung: Bonner Streit um Währungsunion / Neues Deutschland: Die Massengräber in der DDR mit Opfern der Stalin-Zeit / Liberation: Die gespannte Lage in Litauen / Politiken: Stasi-Anschuldigungen

Berliner Zeitung

Bonner Streit um Währungsunion

Wenn der Graf grollt, hat der DDR-Bürger nichts zu lachen. Lambsdorffs Warnung vom Montag auf der FDP -Präsidiumssitzung, bei der Währungsumstellung den Kurs von 1:1 nicht auf Löhne, Gehälter und Renten ausdehnen zu wollen, wirkt in der hiesigen deutschen Republik wie ein Tiefschlag in der zweiten Runde. Bei den Vorschlägen, wie der Knoten denn zu entwirren sei, blieb man sich dann wieder der Vorwahlkampf-Tonlage treu: Man entwickelte diffuse Bilder. Haussmann befürwortete differenziertes, flexibles und möglichst betriebsnahes Herangehen und Lambsdorff denkt an einen einmaligen Ausgleich für explodierende Preise. Ansonsten aber wolle man, daß die DDR-Menschen keine Einbuße an Löhnen und Renten erleiden dürfen. Was soll das? Wenn begreifen sie in Bonn endlich, daß das Spiel mit dem DDR -Bürger endlich aufhören muß?

Neues Deutschland

Die Massengräber in der DDR mit Opfern der Stalin-Zeit

Ein Tabuthema waren hierzulande jahrzehntelang Verbrechen, die unter stalinistischem Diktat geschehen. Das betrifft auch die sowjetischen Internierungslager auf dem Gebiet der heutigen DDR, so bei Fünfeichen, wo man jetzt eine Reihe Massengräber entdeckte. Betroffenheit ist ein wohl viel zu schwaches Wort für das Gefühl angesichts der Tatbestände. Angesichts der Schicksale von Menschen, von vielen Unschuldigen, die in die Mühlen des NKWD gerieten, die an Hunger oder Seuchen starben, Opfer physischen und psychischen Terrors wurden. Zur geschichtlichen Wahrheit, die ans Licht muß, gehört aber ebenso, daß in diesen sowjetischen Internierungslagern keineswegs nur Unschuldige gesessen haben. Die Einrichtung derartiger Lager für Kriegsverbrecher und möglicherweise gefährliche Deutsche war von den Alliierten bereits vor 1945 festgelegt worden. Das zu konstatieren, nimmt nichts von dem vorher Gesagtem weg.

Liberation

Die gespannte Lage in Litauen

Wieder einmal stellt sich die Frage: Weiß Gorbatschow, wohin er steuert, oder setzt er angesichts der Ereignisse, die er nicht mehr beherrscht, auf die Konfusion, um nachzudenken oder ganz einfach Zeit zu gewinnen? Das politische Kalkül ist klar: Wenn die Lage sich genügend verschlechtert hat, kann die Staatsmacht als Schiedsrichter in einer konfusen Situation auftreten und dann beschwichtigend auf die litauische Öffentlichkeit einwirken, die durch die ständigen und immer resoluteren Kraftakte der dort eingesetzten sowjetischen Soldaten unruhig geworden ist. So zeichnen sich im Schweigen Moskaus die Umrisse einer Taktik ab, die sich aus Einschüchterung, Destabilisierung und punktuellen Machtdemonstrationen zusammensetzt. Sie ist mit Gefahren verbunden: Litauen, das immer stärker auf den Bruch hinsteuert, könnte sogar die hitzigsten Elemente der Unabhängigkeitsbewegung zu Taten veranlassen, die als Vorwand für massivere Vergeltungsaktionen dienen könnten.

Politiken

Stasi-Anschuldigungen

Die nur selten belegten Stasi-Anschuldigungen haben die politische Atmosphäre in der DDR vergiftet. Ganz abgesehen von den persönlichen Belastungen, die die Vorwürfe für Unschuldige mit sich bringen, haben sie das politische Leben zu einem Zeitpunkt gelähmt, da die DDR großen Bedarf an einer handlungskräftigen Regierung hat. Der Verdacht erhebt sich, daß ein Teil der Beschuldigungen von alten Stasi -Leuten und anderen stammt, die die noch sehr junge Demokratie sabotieren wollen... Es ist natürlich leicht, vorbehaltlose Untersuchungen, volle Öffentlichkeit und Beweise zu verlangen. Aber man kann nur schwer glauben, daß dies eine Patentlösung ist. Man muß vor allem festhalten an dem Prinzip, daß jeder als unschuldig gilt, bis das Gegenteil bewiesen ist - wohlwissend, daß viele Schuldige damit entwischen werden.