Die Würde der Frauen untergraben

■ betr.: Sexshop Residenzstraße 42, Außenwerbung

In der Residenzstraße 42 hat seit Dezember ein Sexshop eröffnet, der die Frauen der Umgebung auf das äußerste empört. Nicht nur, daß jeder Zentimeter der verfügbaren Fassade mit Bildern halbnackter oder aufreizend bekleideter Frauen ausgenutzt wurde, sondern eine Reklame weist zudem darauf hin, daß sieben Einzelkabinen mit Videofilmen zur Verfügung stehen.

Auch weniger aufgeklärten Frauen wird bewußt, daß Männern beim Betrachten der entsprechenden Filme Möglichkeit zum Onanieren gegeben wird. Wir finden es beschämend, tagtäglich auf einen intimen Vorgang in dieser öffentlichen Form aufmerksam gemacht zu werden. Da sich der Eingang zu diesem Geschäft in der U-Bahn befindet und viele diesen wegen des kürzeren Weges benutzen, kommt es vor, daß Männer den Laden unter Berührung bestimmter Körperteile verlassen. Wir empfinden es als Entwürdigung, den Blicken dieser Männer ausgesetzt zu sein.

Um zum Einkaufen in den preisgünstigen Penny-Markt zu gelangen, müssen wir sehen, daß in erleuchteten großen Reklamebildern Frauen wie Ware für den Sexshop angeboten werden.

Es entgeht uns Frauen nicht, daß Sexshops in Wohngegenden wie Pilze aus dem Boden schießen, und es sind betrübliche Erfahrungen für die Mütter unter uns, daß unsere Söhne ihre erste Bekanntschaft mit dem Sexuellen fast schon zwangsläufig und auf diese brutale Art in solchen Etablissements machen. Daraus resultiert neben latenten sexuellen Minderwertigkeitsgefühlen und Unsicherheit ein Zwiespalt zwischen sexuellem Liebesbedürfnis und gleichzeitiger Frauenverachtung.

Es muß Frauen befremden, zu erkennen, daß in einer Zeit, in der sie sich mit viel Mühe und Arbeit die Gleichberechtigung und den Respekt der Männer erkämpfen müssen, unser Land diese Bestrebungen zum Teil zunichte macht, indem Möglichkeiten geschaffen statt unterbunden werden, die Würde der Frauen zu untergraben und Aggressionen und Diskriminierung zu fördern.

Fraueninitiative gegen sexistische Diskriminierung

Dieses Schreiben wurde der Bezirksbeauftragten von Reinickendorf, Frau Holzinger, und dem Baustadtrat Hampel zwecks Verhinderung der Genehmigung der Außenwerbung des Sexshops mit 450 Unterschriften übergeben