AKW-Betreiber in der Offensive

■ Jahrestagung der Atomlobby / Auf in den Osten

Nürnberg (taz) - Vier Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, zwei Jahre nach dem Hanauer Atomskandal und ein Jahr nach dem überstürzten Abschied von der WAA-Baustelle in Wackersdorf startet die bundesdeutsche Stromwirtschaft eine neue Offensive für die Atomenergie. Der Vorsitzende der Kerntechnischen Gesellschaft, Walter Weinländer, erklärte gestern auf der Kerntechnischen Jahrestagung: Mit der Verlagerung der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente ins Ausland sei die Entsorgung bundesdeutscher AKW „heute wesentlich sicherer als vor einem Jahr“.

Bei wachsender Sorge um das Weltklima glaubt die Branche, die „saubere und umweltfreundliche Kernenergie“ aus dem anhaltenden Tief führen zu können. Große Hoffnungen setzten die AKW-Betreiber und -Hersteller vor allem in die bevorstehende Wiedervereinigung. In der DDR glaubt man den Stromverbrauch erheblich ausweiten und in der Folge neue Atomkraftwerke errrichten zu können. Aktuell sollen Stromüberkapazitäten verstärkt in die DDR abgeführt werden. Mit „neuen Schwierigkeiten“ bei der Endlagerung rechnet die Branche nach der Wahl in Niedersachsen. Georg Dumsky von den Münchner Isaar-Amper-Werken erklärte, er glaube an Verzögerungen, nicht jedoch an eine grundsätzliche Abkehr von den Endlagerprojekten.

Tagesthema Seite 3