S C H Ö N E R L E B E N SoLo '90

■ Ein Sommergeheimnis wird berührt

Redaktionsmitglieder reisen nach Paris und Spanien, allfällige Telefonate fallen immer häufiger Urlaubsabsencen zum Opfer, die Terminmappen drücken sich täglich platter an die Schreibtischoberfläche, und am Donnerstag wäre es um ein Haar geschehen: Einige Minuten lang hatte die Bürgerschaftsdebatte um ein Rauchverbot in den Ausschüssen in diesem Blatt die besten Chancen, zum aktuellen Seitenaufmacher erkoren zu werden. (Die innerstädtische Konkurrenzpresse trieb es tatsächlich so toll, was aber nicht selten ist). Gottseidank retteten wie so oft die Grünen, die nicht mehr rotieren wollen, damit aber zugleich einen zeilenträchtigen Treibsatz vom Ofen ziehen.

Kurz: Das notorische Sommerloch (SoLo) rückt an und dräut, uns alle wieder kalt zu erwischen. Und täte nicht die Kultur im Lande gar so heftig boomen und blähen, wer weiß, ob nicht im Bälde die Zeitungen voll weißer Löcher wären. Aber halt, da rühren wir an eins der letzten Geheimnisse allen Journalismus‘: Mag nicht passieren, was will, mag auch das allerletzte Skandälchen sechsspaltig abgefeiert sein: Die Zeitung entsteht, in immergleichem Umfang, und weiße Löcher hat sie nicht. Burkhard Straßman