Das erste Mal

■ Schwierzina und die „Aktion Besen“ Kurze Geschichte über eine ungewollte Tat

Eigentlich wollte er es ja überhaupt nicht. Auch wenn es mancher von ihm erwartet hatte, längst schon - er wollte nicht. Schließlich hatte er ja noch nie so ganz alleine und dann diese Unsicherheit, nicht wahr? Stets war er es gewohnt zu fragen, und wenn sein sein großer Freund tatsächlich einmal nicht bei ihm war, so hatte er doch stets den Zettel mit der Telefonnummer in der rechten Jackentasche stecken. Seit er in das alte rote Backsteingebäude umgezogen war, hatte er auch keine Probleme mit den leidigen Verbindungen mehr, nach überallhin konnte er nun telefonieren - stundenlang, wenn es sein mußte!

Nein, er hatte es nicht gewollt! Wie aber sollte er das seinem Freund klarmachen? Wie sollte er es ihm, dem er doch so viel zu verdanken hatte, erklären? Er hatte ja vor, ihn anzurufen, doch die Leute ließen ihn ja nicht weg. Nicht einen einzigen Augenblick ließ man ihn unbeobachtet, ja, man bedrängte ihn sogar regelrecht! Da gab es kein Entrinnen, und so lange er das alles auch versuchte hinauszuschieben, irgendwo eine Lücke zu finden, um vielleicht doch noch an ein Telefon... - Aber nichts da, tausend Augen wachten über ihn, registrierten jede noch so kleine Bewegung, die er vielleicht unvorsichtigerweise gemacht hätte - nein, die Lage war absolut hoffnungslos. Aber wird das ihm sein großer dicker Freund auch glauben?

Freund - wie stolz das klingt; eigentlich waren sie ja schon Brüder. In der Öffentlichkeit sah man sie oft zusammen, und ließ es sich einmal tatsächlich nicht einrichten, so sprach er doch stets mit der Stimme seines Bruders.

Manche Leute gingen sogar soweit, ihre beiden Namen zu vereinigen!

Und nun dieser Eklat. Wie sollte er das jemals wieder gutmachen. Er wußte es nicht. Eines aber war Tino dafür umso klarer: Gleich Morgen wird er zu Walter gehen, und sich tausendmal dafür entschuldigen, daß er bedrängt und in höchster Not eine eigene Entscheidung gefällt hat.

Olaf Kampmann