Auf Metallsuche im Körper

■ Fritz K. glaubt Metall in seiner Beckengegend zu haben / Auf dem Röntgenbild ist nichts zu sehen / Ärzte wegen Operation zurückhaltend

Kreuzberg. Fritz K. glaubt Metall in seiner Beckengegend zu haben. Mit einem Detektor (25 Zentimeter Suchtiefe) hat der 48jährige Glaser den Fremdkörper aufgespürt und glaubt endlich auch die Erklärung für das zeitweise unerträgliche Stechen in Höhe seiner Hüfte gefunden zu haben. Doch bisher hat er keinen Arzt finden können, der ihn genauer untersuchen will und möglicherweise operieren würde.

Auch im Kreuzberger Urban-Krankenhaus wies der Chirurg vom Dienst den Mann mit Metall gestern vormittag ab. Da half auch nicht die Bestätigung einer Firma für „Kampfmittelräumung“. Mitarbeiter Peter H. hatte mit seinem Detektor ebenfalls festgestellen können, daß in den Tiefen von Fritz H.s Körper Metall verborgen sein muß. Der Räumstellenleiter sucht derzeit mit seiner Mannschaft den Tierpark nach Granatsplittern und Blindgängern ab. Alles, was nicht tiefer als sechs Meter vergraben liegt, finden die Männer. „Letzte Woche haben wir eine 350-Kilo-Granate ausgegraben“, erzählte der Kriegsresteaufspürer gestern früh, als er Fritz K. den Zettel für den Chirurgen unterschrieb.

Fritz K. hatte sich wegen der Schmerzen schon einmal in einem Bremer Krankenhaus röntgen lassen. Weil in Bremen seine Mutter lebt, wollte er sich dort operieren lassen. Doch der dortige Arzt konnte auf dem etwa Din-A2-großen Negativ kein Metall (weißer Fleck) erkennen. Eine dornenförmige Ausbuchtung am Becken deutete der Bremer Mediziner als Verkalkung. Ein Bremer Urologe vermutete bei dem Kreuzberger Fritz K. Prostatabeschwerden und riet: „Auf keinen Fall etwas an der Verkalkung machen.“ Eine Operation würde eher schaden als nutzen.

Daß er unter Prostatabeschwerden leide, wollte Fritz K. nicht glauben. Er vermutet vielmehr einen metallischen Fremdkörper als Ursache.

Und er kann sich einen Zusammenhang mit einem schweren Autounfall erklären, den er 1969 erlitt. Damals lag er fünf Tage bewußtlos im Krankenhaus. Verletzungen in der Beckengegend hatte er aber nicht. Für den Beweis kaufte sich Fritz K. für 1.000 Mark den Detektor. Er testete das Gerät an seiner Mutter und seiner Freundin. Bei den beiden Frauen schlug es nur in der Höhe des Kopfes aus: Amalgamblomben. Aber keine Reaktion folgte, wenn der weiße runde Sensorteller vor ihren Becken kreiste.

Der Chirurg im Urban-Krankenhaus riet Fritz K. gestern, sich ein weiteres Mal röntgen zu lassen. Dann aber von zwei Seiten, so daß sich ein plastisches Bild ergebe. Doch auch der Chirurg glaubt nicht an Metall. Den für Röntgenstrahlen schwer durchdringlichen Stoff würde man auch auf der Aufnahme aus Bremen entdecken, so der Mann im weißen Kittel.

Dirk Wildt