Unterm Strich

Eine Gruppe von Sinologen hat ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sich deutsch und chinesisch auf dem Rechner schreiben läßt. In Bremen stellten die China -Wissenschaftler ihre Ergebnisse auf einem Workshop mit dem Titel „Chinesisch und Computer“ vor. Computer, welche die 13.000 chinesischen Schriftzeichen verarbeiten können, sind im chinesischen Sprachraum zu Hunderttausenden in Gebrauch. Das Problem war, Programme auszutüfteln, die beide Schriften verarbeiten können. Wenn jetzt ein Sinologe an seinem Computer einen Aufsatz über ein chinesisches Gedicht etwa aus der Ming-Zeit schreibt, kann er das Original in chinesischer Schrift zitieren. In lateinischen Buchstaben tippt er die Umschrift ein, und auf dem Bildschirm erscheint das chinesische Schriftzeichen. Früher mußte der

Wissenschaftler zum Pinsel greifen und das chinesische Originalzitat ins Manuskript malen.

Bei ihrem Workshop berichteten die Sinologen auch von ihren Plänen: Sie wollen ihre Bibliotheken mit chinesischer Literatur nach einheitlichen Programmen ordnen und miteinander vernetzen. Was etwa in Los Angeles im Regal steht, soll über eine Datenleitung in Berlin auf den Bildschirm gezaubert werden können. Damit kann dem Problem abgeholfen werden, daß viele Dokumente kaum noch transportfähig im klassischen Sinne des Wortes sind und die Interessenten sich so weitere Reisen sparen können. Für Aufsehen sorgte deshalb Professor Huang Quingxu vom Pekinger Historischen Museum. Er entwickelt eine Bilddatenbank, von der aus Abbildungen aller Bestände seines Museums abgerufen werden können.

Welche ungeahnten Möglichkeiten die modernen Kommunikationsmittel gerade im Falle China bieten, zeigte erst letztes Jahr die fax-Aktion zur Verbreitung unerlaubter Nachrichten dortselbst: Die Informationen sind sofort verfügbar, ihr Absender (im Gegensatz zu Brief und Telefon) nicht zu ermitteln, und die Geräte selbst zu sperren, hätte einen Zusammenbruch ganzer Wirtschaftsbereiche zur Folge gehabt... Dennoch geben wir zu bedenken, was der oben bereits zitierte Michel de Montaigne zu den Gefahren des Bibliothekenbesuchs berichten konnte: „Und dieser hier, den du röchelnd, triefäugig und schmutzig nach Mitternacht aus der Bibliothek kommen siehst, glaubst du, daß er in diesen Büchern sucht, wie er redlicher, zufriedener und weiser werden könnte? Nichts von alledem. Er wird daran sterben, oder er wird der Nach

welt die Wahrheit über das Versmaß des Plautus oder die richtige Lesart eines lateinischen Wortes hinterlassen.“

Das Museum Ludwig in Köln kündigt eine Ausstellung Afrikanische Skulptur an. Vom 27. Juli bis zum 30.September werden 150 Exponate schwarzafrikanischer Bildhauer gezeigt. Die Auswahl ist auf das Thema der menschlichen Figur konzentriert, die Werke stammen von 26 Ethnien. Die meisten Werke kommen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, also der Zeit der intensivsten Kolonialisierung Afrikas. Sehr selten sind afrikanische Holzskulpturen in ihrem Ursprungsland älter als 100 Jahre geworden, oft fielen sie wesentlich schneller der Zerstörung anheim - durch Termitenfraß, kolonisierende Gruppen oder die Benutzer der Skulpturen selbst, nachdem sie ihre rituelle Aufgabe erfüllt hatten.