Dioxinwirrwarr in Münchehagen

■ Behörden räumen widersprüchliche Angaben über die Giftkippe ein

Drei Jahre nach den ersten Vorwürfen über Zahlenmanipulationen zu den Dioxinmengen in der stillgelegten Giftmülldeponie Münchehagen (Kreis Nienburg) haben die Behörden jetzt widersprüchliche Angaben eingeräumt. Die Kreisverwaltung Nienburg versucht jetzt Klarheit über die tatsächlich in Münchehagen lagernde Dioxinmenge zu bekommen. Z.B. besteht der Verdacht, daß im Jahr 1986 dem Tübinger Gutacher Hanspaul Hagenmeier für seine Dioxinuntersuchungen in Münchehagen wesentlich zu geringe Einlagerungs

mengen genannt wurden.

Die Ermittlungsakten der 1986 eingesetzten Sonderkommission der Kripo sowie Zeugenaussagen sollen erneut überprüft werden. Seit Jahren wirft die Arbeitsgemeinschaft „Bürger gegen Giftmüll“ den Behörden in Münchehagen vor, die tatsächlichen Einlagerungsmengen zu vertuschen. Die unterschiedlichen Zahlenangaben variieren im gravierendsten Fall um rund 800 Tonnen aus Frankreich angelieferte Abfälle mit dem Ultragift Dioxin. Sämtliche vorliegenden Zahlen „passen bisher nicht zusammen“, bestä

tigte Dezernent Brieber. Gutachter Hagenmeier bekam von den Behörden 1986 eine Menge von 1.253 Tonnen dioxin-verseuchter Abfälle genannt, die von der französischen Firma Rhone -Poulenc angeliefert worden sind. Bereits 1980 hatte der damals zuständige Minister Gerhard Glup eine wesentlich höhere Menge von knapp 2.000 Tonnen Dioxinmüll angegeben. Das Landesamt für Wasserwirtschaft Hildesheim hat ebenso wie der Landkreis Nienburg Mitte der 80er Jahre ganz andere, wiederum abweichende Zahlen genannt.

dpa