Schwere Sozialkrise in Kolumbien Auch Streiks in der Bananenindustrie

Bogota (afp) — Vier Wochen nach dem Amtsantritt des neuen kolumbianischen Präsidenten Cesar Gaviria steckt das Land in einer schweren Sozialkrise mit zahlreichen Arbeitskonflikten. Arbeiter und Bauern treten immer häufiger in den Streik, um ihren Forderungen nach einer Lösung der Verkehrs- und Sicherheitsprobleme sowie der Eindämmung der Lebenshaltungskosten Nachdruck zu verleihen. Am Dienstag begannen rund 18.000 ArbeiterInnen der Bananenindustrie in Uraba 700 nordwestlich von Bogota in der Provinz Antioquia einen Ausstand.

Die PlantagenarbeiterInnen fordern größere Sicherheitsvorkehrungen, da immer häufiger bewaffnete Banden die Anbaugebiete überfallen und wahllos auf die Arbeiter schießen. Durch den Streik ist die Ernte auf 270 Plantagen ins Stocken geraten. In den Ausstand getreten sind ferner die Beschäftigten des staatlichen Kolumbianischen Erdölunternehmens EcopetrolL sowie 15.000 Bauern in der Grenzregion von Arauco nahe Venezuela. Zugleich nehmen die Anschläge der beiden Guerilla-Gruppen Nationale Befreiungsarmee (ELN) und Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) zu.

Am schlimmsten ist die Situation im Gebiet von Garcia Rovira, wo die BewohnerInnen von 14 Orten die Straßen blockieren, um damit die Aufmerksamkeit auf die schlechten Verkehrsbedingungen zu lenken. Sie fordern das Teeren der Straßen, den Bau von Schulen und Krankenhäusern, das Verlegen von Abflußrohren sowie die Schaffung anderer sozialer Einrichtungen. Nach Angaben der Behörden wird der Protest in Garcia Rovira von der ELN unterstützt. Die BewohnerInnen kündigten die Fortsetzung ihres Streiks an, da die Regierung in der Hauptstadt bisher nicht auf ihre Forderungen reagiert habe.