Parkhaus Katharina: Bücher statt Auto?

■ Bausenator will Garage schließen / Gutachter sucht Platz für Zentralbibliothek

Als Marta Höhl 1974 die Leitung der Bremer Bibliotheken übernahm, hatte sie ein Ziel: „Das erste, was hier her muß, ist eine neue Zentralbibliothek.“ 16 Jahre später hat sich an der Situation nichts geändert.

Die zentralen Einrichtungen wie Graphothek, Musikbibliothek, Verwaltung und eben die zentrale Bibliothek sind über die Innenstadt verteilt und kosten den Finanzsenator jährlich 300.000 Mark Miete. Die Bibliothek am Schüsselkorb ist eng, schmuddelig und für öffentliche Veranstaltungen denkbar ungeeignet. Während vergleichbare Städte ihren Zenralbibliotheken 10.000 Quaratmeter Raum zugestehen, verfügt die Bremer Bibliothek gerade über etwas mehr als ein ZehnteL.

Jetzt hat Marta Höhl wieder Hoffnung, daß den vielen verbalen Bekundungen der Politiker, eine neue Bibliothek sei dringend erforderlich, auch tatsächlich Taten folgen. Der Grund: Vor wenigen Wochen wurde ein Gutachter beauftragt, verschiedene mögliche Standorte auf ihre Bibliothekstauglichkeit zu prüfen.

Dabei ist auch, wie der Senatsdirektor Bau, Manfred Osthaus, bestätigt, ein Platz mit dem Osthaus derzeit aus anderen Grünen zu tun hat: Die Katharina. Denn die Hochgarage, die derzeit noch diesen innerstädtischen Plaz schmückt, soll wenn irgend möglich dort verschwinden. „Die Ausgestaltung des Schüsselkorbes zwischen Sögestraße und Katharinenstraße zu einer Fußgängerzone setzt dIe Aufgabe der Hochgarage 'Katharina' voraus“, heißt es in einer Senatsvorlage, die zunächst allerdings zurückgestellt wurde. Denn auch wenn der Bausenator die Aufgabe des Parkhochhauses für möglich hält, rechtlich durchgeprüft ist dies nicht nicht.

Peter Rienacker, Geschäftsführer der Parkplatz GmbH sieht vor allem zwei Probleme: Zum einen stecken nach seinen Angaben in der Hochgarage sechs bis sieben Millionen Mark an Ablösebeträgen von Firmen, die selbst keine Parkplätze zur Verfügung stellen können. Zum zweiten sei es „stillschweigende Geschäftsgrundlage“ beim Abschluß der Mietverträge mit den Nutzern der Katharinenpassage gewesen, daß die 250 Parkplätze der Garage erhalten bleiben.

Sträuben will sich Rienacker aber nicht, wenn die Katharina geschlossen werden soll, denn die Parkplatz GmbH als städtisches Unternehmen sei angetreten um die vom Senat gewollte Verkehrspolitik umzusetzen. Rienacker: „Aber es ist schwierig zu erkennen, was städtische Verkehrspolitik ist.“ Angesichts der steigenden Nachfrage nach Parkplätzen in der Innenstadt will Rienacker bei einer Schließung der Katharina Ersatz, zum Beispiel in der Garage am Brill.

Ein Gedanke, der den Senatsdirektor Bau, Manfred Osthaus, nicht grade glücklich macht. Denn immerhin hat sein Chef Konrad Kunick eine Wette angeboten, daß die Innenstadt bis zum Jahr 2.000 autofrei ist. Doch auch die Parkgarage am Brill liegt in der Innenstadt. Osthaus dazu: „Die reine Lehre ist in der Regel nicht das Ergebnis des Lebens.“ Das Brillparkhochhaus sei von den innerstädtischen Parkanlagen noch „die Harmloseste.“

Osthaus läßt derzeit die rechtlichen Fragen „abarbeiten“. Wenn diese geklärt sind, wird wahrscheinlich auch das Gutachten in Sachen Stadtbibliothek vorliegen. Das soll Ende des Jahres fertig sein. Vor allzu kühnen Träumen allerdings warnt Bibliothekschefin Höhl. Ihr ist nach den vielen Jahren des Wartens „der Spatz in der Hand lieber, als die Taube auf deem Dach.“

hbk