■ KURZMELDER
: Petition

Am Montag wollen Studenten, Dozenten und Angestellte der Kunsthochschule Berlin-Weißensee gemeinsam mit Promis aus dem »europäischen Kulturleben« eine Petition im Schöneberger Rathaus übergeben. Mit dieser »medienwirksamen« Aktion die zu bester DDR-Hochschulzeit, um acht Uhr, gestartet werden soll, wollen die Weißenseer gegen die Spar- und Umstrukturierungspläne von Senat und Teilen der Hochschulleitung protestieren. Als Reaktion auf die »hinter verschlossener Tür« entworfenen Pläne sei, so der Studentenrat der Kunsthochschule, eine von »Gerüchten und Anschuldigungen geprägte Atmosphäre« entstanden.

Ein Girl-Tanz in schwarzrotgoldenen Trikots, ein tänzerisches Grußbild der vier Alliierten unter anderem mit Hamburger, französischen Baguettes und russischem Wodka, davor eine Ballettaktion von Mauerzertrümmerern mit Spitzhacken, gehören zur neuen Revue Kiek ma an, die am Mittwoch im Ostberliner Friedrichstadtpalast mit starkem Beifall aufgenommene Premiere hatte. Hans-Gerald Otto, amtierender Intendant des nach wie vor finanziell gefährdeten, fast 2.000 Besucher fassenden Hauses in der Friedrichstraße, betonte dazu, damit solle »Abschied von 40jähriger Realität« in der DDR genommen werden, und »das möglichst heiter«. In einem karikierenden Bild »Berliner Schloßzeit« treten Ex-Partei- und Staatschef Erich Honecker sowie der einstige, jetzt in Haft sitzende FDGB- Chef Harry Tisch sich spreizend in Fürstengewändern auf, nachdem auch ihre Jagdleidenschaft nach Carl-Maria-von-Weber-Klängen aufs Korn genommen wurde. Hauptdarstellerin der Revue ist die Diseuse Helga Hahnemann. Es handelt sich um eine 2-Millionen-Produktion, die sich bei 80prozentiger Auslastung in zwei Jahren amortisiert haben soll und in der Regie von Emil Neupauer, unter choreographischer Beteiligung von Kenneth Warwick, erarbeitet wurde. Der Friedrichstadtpalast ist für diese Produktion prädestiniert. In keinem anderen DDR-Theater fühlte sich der alte Honecker so wohl wie in dem bunten Haus in der Friedrichstraße. Im Foyer des Friedrichstadtpalastes können Besucher die im November im Urlaub waren, leider nicht die Videokassetten aus Honeckers Wandlitzer Residenz, dafür aber zur Stärkung des revolutionären Bewußtseins die Westberliner Weihnachtsproduktion Ein Volk sprengt seine Mauern erwerben.

»Felix« heißt ein neues Kino, das am 6. Oktober im Palais am Festungsgraben Unter den Linden eröffnen wird. Wie der Name es bereits andeutet, will sich die 130 Zuschauern Platz bietende Spielstätte des »Progreß«-Filmverleihs vornehmlich der europäischen Kinematographie widmen. So ist geplant, alle bisherigen Preisträger des Europäischen Filmpreises »Felix« hier aufzuführen. Zur Eröffnung wird leider nicht Paola singen, sondern der neue DEFA-Film Erste Verluste von Maxim Dessau Premiere haben.