Flüchtlinge werden eingebunkert

■ Betreuungsverträge für 1/2 Jahr / DPWV fordert Schnellbauten wie für Aussiedler hier bitte das Bunkerfoto

Ab heute neue Heimat für 60 Flüchtlinge: der Bunker in der ScharnhorststraßeFoto: Jörg Oberheide

Heute geht es los. Im Laufe des Tages werden die ersten Asylbewerber in den Bunker in der Scharnhorststraße eingewiesen. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs, das am Freitag zwischen der Sozialbehörde und der Arbeiterwohlfahrt geführt wurde. Die AWO soll die Flüchtlinge während der Unterbringung im Bunker betreuen. Außer der Scharnhorststraße soll in dieser Woche auch der Bunker in der Friedrich-Karl-Straße belegt werden. Und auch in der Neustadt sind zwei Bunker für die Unterbringung der Flüchtlinge vorgesehen.

Unterdessen gibt es Zweifel, ob die Bunker tatsächlich bereits im Dezember wieder geräumt werden. Eine zeitliche Befristung soll in dem Vertrag zwischen AWO und Sozialbehörde zwar festgeschrieben werden, diese betrifft allerdings nur die Unterbringung jedes einzelnen Asylbewerbers. Auf Wunsch der AWO soll die Aufenthaltsdauer jedes Flüchtlings 4 bis 6 Wochen nicht übersteigen. Über die Gesamtdauer der Bunkerbelegung gibt es keine Festlegung. Einen Hinweis geben die Arbeitsverträge, die zwischen AWO und Betreuern und Hausmeistern abgeschlossen werden. Dauer: ein halbes Jahr. Kleine Pikanterie am Rande: Als Hausmeister werden vor allem Aus- und Übersiedler eingestellt. Für diesen Personenkreis hatte die Behörde im vergangenen Jahr eine bessere als die Bunkerlösung gefunden.

Auf Wunsch der AWO will sich die Sozialbehörde bemühen, lediglich Flüchtlinge aus drei Nationen in den Bunkern unterzubringen. Der zuständige Referent in der Sozialbehörde, Eberhard Hentze wies am Freitag allerdings darauf hin, daß dies schwierig sei, da Flüchtlinge aus 30 Nationen nach Bremen kommen.

In der Sozialbehörde wird inzwischen daran gedacht, ein weiteres Großobjekt als Übergangswohnheim einzurichten. Hentze: „Mit den Bunkern allein kommen wir nicht hin.“ Wahrscheinlich wird auch wieder ein Krisenstab eingerichtet, um die Maßnahmen zu koordinieren.

Kritik an der Unterbringung der Flüchtlinge in Bunkern kommt vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Deren Geschäftsführer Albrecht Lampe vermutet, daß die Sozialbehörde bewußt einen Schock auslösen will. Lampe: „Es ist unmöglich, in Instrumente, die für das Überleben im Kriegsfall gedacht sind, die Ausgestoßenen der Gesellschaft 'reinzustecken.“ Wenn es im vergangenen Jahr gelungen sei, für Aus- und Übersiedler Schnellbauten zu errichten, dann müsse dies auch für Flüchtlinge möglich sein.

Der Senatsdirektor im Innenressort, Helmut Kauther, hat am Freitag nachmittag auf die Kritik der CDU an der Bunkerlösung reagiert. Die CDU hatte dem Senat „Konzeptionslosigkeit“ in der Asylpoliik vorgeworfen. Kauther verwies darauf, daß das CDU-regierte Bonn als Abschreckungsmaßnahme bereits vor Wochen und ohne Not Asylbewerber in Bunkern untergebracht habe. hbk