Operation Ackerschlaf

■ Mindestens sieben Prozent der ostdeutschen Agrarfläche sollen brachgelegt werden

Wurde bislang in der DDR jeder Zipfel Land als Ackerfläche und Weideland genutzt, so wird sich die Situation schon bald ins Gegenteil verkehren. Sieben Prozent der rund 4,7 Millionen Hektar Ackerland sollen nach den Plänen des Landwirtschaftsministeriums in den kommenden Monaten stillgelegt werden. Das sind immerhin 300.000 Hektar. Den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) winken bis zu 750 D-Mark jährlicher Ausgleichszahlungen aus dem Staatssäckel für jeden Hektar, den sie in Brachfläche verwandeln.

Das Landwirtschaftsministerium erhofft sich von der Operation Ackerschlaf, die Produktion der LPGs auf EG-Norm zu trimmen.

Einkaluliert ist bei dem Projekt auch der Wegfall von rund 150.000 Arbeitsplätzen. Umschulungen und Entlassungen in den Vorruhestand sollen den Ausstieg aus der Landwirtschaft erleichtern. Jüngere Landarbeiter könnten eine Perspektive im Tourismus finden, heißt es im Wirtschaftsministerium. Die Chancen, einen Arbeitsplatz in der Industrie zu finden, sind gering.

Bevor jedoch überhaupt ein Hektar Land auf Eis gelegt wird, stehen die LPGs zunächst vor der Frage, wem dieser Acker überhaupt gehört. In der LPG „1.Mai“ versucht die Verwaltung mit den ehemaligen Landbesitzern zu kooperieren. Alle, die Land in die LPG eingebracht haben, bekommen es zurück, um es dann wiederum an die LPG zu verpachten. Die Genossenschaft übernimmt dann die Stillegung und sorgt dafür, daß auf den Feldern künftig nur noch Gras wächst. Christine Berger