Grüne Wiesen für Gewerbe

■ Senat legt Flächenplanung für das Jahr 2.000 vor / Lemke-Schulte chancenlos

Ein Sieger und eine Verliererin, mit dem Bürgermeister in der Mitte, waren gestern nachmittag zur Senatspressekonferenz gekommen, um mitzuteilen, wie Bremen sich in den kommenden zehn Jahren entwickeln soll. Grund zur Freude gab es für Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer. Der hatte nach monatelangem Gerangel hinter den Kulissen erreicht, daß auf grüner Wiese in der Hemelinger Marsch ein neues zusammenhängendes Gewerbegebiet erschlossen wird. Als einzige hatte Stadtentwicklungssenatorin Eva-Maria Lemke- Schulte gegen den Senatsbeschluß gestimmt, weil „der Siedlungsrahmen nun die Autobahn überspringt“.

350 Hektar stehen jetzt bis 1997 für Gewerbe zur Verfügung, 94 davon in Hemelingen. Damit ist der rechnerische Bedarf, den Klaus Wedemeier auf 44 Hektar pro Jahr bezifferte, gedeckt. Für das neue Gebiet in Hemelingen spreche, daß eine direkte Anbindung an die A 1 möglich ist. Und wegen dieser Anbindung eignet sich das Gebiet besonders für den überregionalen Wettbewerb. Als Begründung für die strittige Flächenausweisung zog Wedemeier aber auch die Umsiedlungswünsche von Hemelinger Betrieben herbei. Nach Aussagen von Uwe Beckmeyer wollen dort 31 Betriebe „stadtbezirksnah umsiedeln“. Bis die Hemelinger Marsch erschlossen ist, werden noch mehrere Jahre ins Land gehen. Bis dahin muß die Stadtentwicklungssenatorin umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen planen. Auf die Frage an Lemke-Schulte, ob sie diese Planungen unter Protest vollziehe, antwortete Bürgermeister Klaus Wedemeier: „Hier vollzieht niemand unter Protest.“

Mit dem Senats-Beschluß „Integrative Flächenplanung“ wird auch festgelegt, wo in Bremen bis zum Jahr 2.000 die vom Senat geforderten 16.000 Wohnungen entstehen sollen. Ganz neue Wohngebiete sind an folgenden Stellen geplant:

Westlich von Grambke sollen ab 1995 1.400 bis 1.800 Wohnungen entstehen.

Im südlichen Teil der Osterholzer Feldmark soll ab 1995 ein Stadtteil mit 3.000 bis 4.000 Wohnungen neu entstehen.

In Borgfeld, westlich der Lilienthaler Heerstraße, werden 700 bis 1.000 Wohnungen gebaut.

An der Franz-Schütt-Allee sollen 800 — 1.200 Wohnungen entstehen.

Neben diesen ganz neuen Stadtteilen sollen 7.000 bis 8.000 Wohnungen innerhalb der derzeitigen Siedlungsgrenzen gebaut werden. Hinzu kommen weitere 2.500 Wohnungen, die durch Abrundung vorhandener Stadtteile geschaffen werden können.

In den folgenden Monaten sollen die Pläne mit den Betroffenen, wie zum Beispiel den Beiräten, abgestimmt werden. Doch Alternativen zu dem jetzt gefaßten Beschluß sieht Bürgermeister Wedemeier nicht mehr. Gleichzeitig macht er klar, daß Bremen nun allmählich an seine räumlichen Wachstumsgrenzen stoße. Wedemeier: „Wir können Bremen nicht größer bügeln als es ist.“ Wedemeiers Hoffnung in die Zukunft: Eine gemeinsame Landes- und Flächenplanung zwischen Bremen und dem niedersächsischen Umland. hbk