UNTERM STRICH

Das Thema der 16. Berliner Autorentage lautet Sicht auf eine Stadt. Die Autorentage finden vom 23. bis 28. November erstmals im Ost- und Westteil von Berlin statt. Die Neue Gesellschaft für Literatur und der Verband deutscher Schriftsteller (VS) organisieren die insgesamt 12 Veranstaltungen. Unterstützt werden sie dabei vom Ostberliner Bezirksverband der Schriftsteller. An den Lesungen und Diskussionen beteiligen sich über 30 Autoren, u.a. auch Jürgen Beckelmann, Heinz Knobloch und Olav Münzberg. Neue Texte stellen Jochen Hauser und Sigmar Schollack unter dem Titel Mauergeschichten vor. Erinnerungen an den Friedrichshagener Dichterkreis sollen mit einer Vereins-Neugründung geweckt werden.

La Bicyclette bleue (Das blaue Fahrrad), ein in 17 Sprachen übersetzter Erfolgsroman der französischen Schriftstellerin Regine Deforges, ist kein Plagiat des Weltbestsellers „Vom Winde verweht“. Das hat die Erste Kammer des Pariser Berufungsgerichts am Mittwoch entschieden. Das Gericht hob damit ein Urteil vom 6. Dezember 1989 des Pariser Landgerichts wieder auf, das die Autorin und den ihr gehörenden Verlag Editions Ramsay zur Zahlung von zwei Millionen Francs Schadensersatz an die Trust Company Bank (TCB) in Atlanta aufgefordert hatte, die die Weltrechte des Epos von Margaret Mitchell besitzt. Das Gericht hatte darüberhinaus Erscheinen und Verwertung des auch auf Deutsch erschienenen „Blauen Fahrrads“ verboten. Das Buch erschien 1982, 1983 und 1985 als dreibändiger Roman in Paris und brachte bisher einen geschätzten Gewinn von rund 30 Millionen Mark. Das Kuriose dabei: Regine Deforges, 55, hat nie abgestritten, „Vom Winde verweht“ als parodierenden Einstieg in ihr „Blaues Fahrrad“ benutzt zu haben. Das gelte jedoch höchstens für 75 bis 100 Seiten. Der Rest, vor allem Band II und III, die unter Widerstandskämpfern im Zweiten Weltkrieg spielt, sei „ihr persönliches Werk“. Nach französischem Recht ist unerlaubte Nachahmung („Contrefacon“) verboten, aber Nachschöpfung („Pastiche“) zulässig.

Dem Warschauer Theater Syrena droht der Verkauf an den Millionär Wiktor Kubiak, der seinen Reichtum dem Handel mit Tee, Kaffee und anderen Genußmitteln verdankt. Nur sofortige und noch andauernde Protestaktionen aller Theaterangehörigen verhinderten bislang die Übernahme durch Herrn Kubiak. Die polnische Zeitung 'Zycie Warszawy‘ fragt empört, wie sich die Warschauer Stadtverwaltung das Recht zum Verhökern eines Theaters herausnehmen konnte. Denn bisher hat der Sejm noch kein grünes Licht für die Privatisierung kultureller Institutionen gegeben. Das „Syrena“ gehört seit nunmehr 40 Jahren zu den besten Theatern der polnischen Metropole, ist stets ausverkauft und brauchte nur geringfügige Subventionen. Beim Verkauf an Herrn Kubiak ist die Zukunft von „Syrena“ jedoch höchst ungewiß. Vielleicht will er das Theater „nur“ kommerzialisieren, vielleicht will er es aber auch nach einschlägigen westlichen Vorbildern in einen Supermarkt verwandeln. Ein in langen Jahren hart erarbeiteter internationaler Ruf steht auf dem Spiel.