Mehr Traube für weniger Strom

■ Klaus Traube stellt das Konzept des neuen Bremer Energie-Instituts vor

“Bremer Institut für Kommunale Energiewirtschaft und — Politik“ — so heißt das kürzlich gegründete Institut, dessen erster Direktor Prof. Klaus Traube ist. An der Universität stellte er am Montag die Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit vor: nicht technologische Entwicklung, sondern „Durchsetzung der rationellen Energienutzung“. Nicht BürgerInnenberatung, sondern Politikberatung.

Das neue Institut wird vorerst nur vier wissenschaftliche Mitarbeiter inklusive seines Direktors haben. Drei davon sind bereits eingestellt. Um die Unabhängigkeit des Institutes gegenüber Wirtschaft und Politik sicherzustellen, werden je die Hälfte der Finanzmittel vom Bremer Senat und aus Drittmitteln kommen.

Klaus Traube begann seinen Vortrag optimistisch. Die Erkenntnis, daß die rationelle Energienutzung — sprich Energieeinsparung — ein wesentlicher Bestandteil der zukünftigen Energiepolitik sein müsse, habe sich in der Politik teilweise durchgesetzt. „Diese Erkenntnis geht aber oft nicht unter die Haut“, so Traube. Dem Anspruch müsse in Theorie und Praxis nachgeholfen werden.

Als abschreckendes Beispiel der alten Energiepolitik wider bessere Einsicht nannte er die Vereinnahmung der DDR-Energieunternehmen durch die bundesdeutschen Energiekonzerne. Die Entmachtung der kommunalen Versorgungsunternehmen habe zur Folge, daß Dezentralisierung und Energieeinsparung schwieriger geworden seien. Das Bremer Energie-Institut habe an solchen Punkten die Aufgabe, beratend in die politischen Abläufe einzugreifen.

Auch in der wissenschaftlichen Forschung sieht Klaus Traube „Defizite in der Wahrnehmung“. Die Priorität an den Universitäten liege in der Entwicklung neuer Kraftwerke. Zuwenig werde die spätere Nutzung der Energie in Betracht gezogen. Es gelte mehr Arbeit in die Erforschung von Einsparpotentialen zu investieren, etwa bei der Wärmedämmung.

Einer neuen Energiepolitik stehen aber nicht nur „Defizite der Wahrnehmung“ entgegen, sondern auch die tatsächlichen Interessen der Energiekonzerne, möglichst viel Energie zu verkaufen, betonte Klaus Traube.

Besonderen Einfluß will das Institut bei der Beratung kommunaler Stadtwerke ausüben, weil dort die Chancen der Energiewende am größten seien. Klaus Traube forderte die Umgestaltung der Stadtwerke von Versorgungs-zu Dienstleistungsunternehmen. Die Kundenberatung in Richtung der Energieeinsparung müsse im Vordergrund stehen.

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